Konzeptphase von Websites

Diese Phase lässt sich in folgende Abschnitte unterteilen:

  1. Kreative Ideensammlung
  2. Erstellung eines Lastenhefts (Fachgrobkonzept)
  3. Erstellung eines Pflichtenhefts (Fachfeinkonzept)
  4. Errichtung und Organisation des Entwicklungsumfelds

Kreative Ideensammlung

In der kreativen Ideenphase sollten Techniken wie Brainstorming oder vergleichbare Kreativitätstechniken zum Einsatz kommen. Dabei dürfen alle Wünsche geäußert werden, die eine zu entwickelnde Website erfüllen sollte, egal wie aufwändig diese zu realisieren wären und aus welcher Ecke sie kommen. Alle Wünsche sind erlaubt, egal in welcher Reihenfolge. Kritik der Sorte »das kostet doch viel zu viel« oder »wer soll das denn machen?« ist tabu und muss notfalls bewusst unterdrückt werden. Es geht zunächst einmal darum, alles zuzulassen, was an Wünschen an eine solche Website herangetragen werden könnte. Das Ergebnis wird auch einen guten Eindruck davon vermitteln, mit welchen Vorstellungen oder Erwartungshaltungen manche Benutzer möglicherweise die Site aufrufen werden.

Alle Ideen sollten notiert werden. In einer Auswertungsphase können die Ideen dann der besseren Übersichtlichkeit halber logisch gruppiert werden.

Lastenheft

Der zweite Schritt besteht darin, aus dem gewonnenen Ideenpool ein realistisches Projekt zu entwickeln. »Realistisch« bedeutet: vereinbar mit dem verfügbaren Budget, mit der vorgegebenen Zeit, mit der vorhandenen Manpower und mit dem verfügbaren Know-how. Ein Lastenheft sollte schriftlich als Dokument fixiert werden und auf jeden Fall folgende Abschnitte enthalten:

  • Definition von Zielen und Zielgruppen der geplanten Website
  • Definition von erforderlicher Umgebung (Hard- und Softwarevoraussetzungen beim Server-Rechner, Domainnamen usw.)
  • Übersicht der Bereiche, welche die Site anbieten soll (z. B. News, Artikelsammlung, Linkverzeichnis, Diskussionsforum)
  • Übersicht der geplanten Funktionen (z. B. Volltextsuche, webbasierte Redaktionsschnittstelle, Anwenderregistrierung)
  • Definition der Qualitätsanforderungen (z. B. Validität von HTML- und CSS-Code, Browser-Kompatibilitäten, Richtlinien für die Programmierung wie etwa Code-Wiederverwendung, Objektorientierung oder XML-Einsatz sowie Aussagen zum Datensicherungskonzept, zu Server-Ausfällen usw.)

Pflichtenheft

Das Pflichtenheft enthält die konkrete Ausarbeitung der im Lastenheft formulierten Aussagen. Oftmals ist es so, dass das Lastenheft vom Auftraggeber erstellt wird, während die Erstellung des Pflichtenhefts die erste Aufgabe des Auftragnehmers ist.

Bei den allgemeineren Punkten wie Zielen und Zielgruppen sollte im Pflichtenheft unterschieden werden zwischen dem, was auf jeden Fall erreicht werden muss, dem, was »nice to have« ist, und dem, was keinesfalls oder bewusst nicht erreicht werden soll.

Bei der erforderlichen Umgebung kommt es darauf an, wie präzise die Vorgaben im Lastenheft sind. Gegebenenfalls ist im Pflichtenheft festzulegen, welche genaue Hardwareausstattung benötigt wird, welche Softwareprodukte in welchen Versionen einzusetzen sind, bis wann der Produktivserver fertig eingerichtet verfügbar sein muss, ob ein paralleler Testserver benötigt wird usw.

Die Funktionen, über die eine Website verfügen sollte, sollten im Pflichtenheft so genau präzisiert werden, dass die Programmierung darauf aufsetzen kann. Falls mehrere Entwickler an der Website arbeiten, ist es sinnvoll, ergänzend zum Pflichtenheft Funktionsbeschreibungen und Programmablaufdiagramme (Flussdiagramme) nach DIN 66001 zu erstellen. Je umfangreicher das Projekt, desto mehr Aufwand sollte in möglichst präzise Entwicklervorgaben gesteckt werden. Es kann durchaus sein, dass die Entwicklungsbeschreibungen mehr Zeit in Anspruch nehmen als die reine Realisierung.

Vorgaben zur Qualitätssicherung sollten wenn nötig präzisiert werden. Aus einer Forderung wie der nach validem HTML sollte eine genaue Vorgabe werden, mit welcher HTML-Version in welcher Variante gearbeitet werden sollte, welcher CSS-Standard eingehalten werden sollte usw.

Einrichtung und Organisation des Entwicklungsumfelds

Dazu gehört das Installieren und Konfigurieren benötigter Software am Entwickler-PC und gegebenenfalls am Server-Rechner. Verzeichnisstrukturen müssen angelegt werden, Ressourcen wie vorhandene Grafiken müssen gegebenenfalls webgerecht angepasst und bereitgestellt werden, Script- Dateien können schon mal angelegt und beispielsweise mit einheitlichen Kommentarinformationen am Dateianfang versehen werden. Wenn mehrere oder viele Entwickler an einem Projekt mitarbeiten, muss gegebenenfalls ein Versionenkontrollsystem (Repository) eingerichtet werden, es müssen Verzeichnis- und Dateirechte definiert werden und die beteiligten Entwickler müssen falls notwendig eine Einführung in die einzuhaltenden Konventionen erhalten.

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