31.10.1999
Mal wieder etwas Nahrung für die feineren Schichten der Hirnrinde:
http://www.heise.de/tp/deutsch/special/auf/6313/1.html
Dort findet ihr einen wie ich finde sehr gut geschriebenen, anregenden und interessanten Artikel mit dem Titel „Jenseits von Geld und Information - zur Ökonomie der Aufmerksamkeit“.
Es geht in dem Artikel darum, für die Wissenschaft von der Ökonomie einen neuen Begriff herauszuarbeiten, der geeignet ist, um in der Informationsgesellschaft als Maß der Dinge zu gelten, so wie in der Industriegesellschaft das Geld als Maß der Dinge galt.
Denn — und das arbeitet Georg Frank in dem Artikel finde ich hervorragend heraus — in der Informationsgesellschaft geht es wirtschaftlich gesehen nicht so sehr darum, Produkte für Geld zu verkaufen, sondern darum, Information so attraktiv anzubieten, dass sie Aufmerksamkeit erregt. Je mehr Menschen sich bewusst mit einer Information beschäftigen, desto größer ihr wirtschaftlicher Wert in der Informationsgesellschaft. Das kann man sehr schön sehen an all den vielen Homepages, die um nichts so sehr buhlen als um Beachtung. Dahinter sitzen keine Geldgierigen mehr, dahinter sitzen Ruhmgierige. Denn Ruhm — so Georg Frank — ist in der Informationsgesellschaft die höchste Einkommensklasse.
Aufmerksamkeit ist ein knappes Gut, und je mehr konkurrierende Informationsangebote an die Öffentlichkeit drängen, je größer die Informationsflut, desto knapper wird es, und desto größer die Anzahl der „Verlierer“ unter den Informationsangeboten.
Natürlich kann die Aufmerksamkeit nicht das Geld ersetzen. Ebensowenig wie die Informationsgesellschaft die Industriegesellschaft ersetzen kann. Diese hat ja auch die Agrarwirtschaft und den natürlichen Warentausch nicht vollständig ersetzt. Es handelt sich lediglich um eine neue Schicht im Sedimentmodell des menschlichen Wirtschaftens. Aber wenn man sich diese Dinge mal bewusst macht, dann versteht man viel besser, worauf es eigentlich ankommt — auch beim Homepage-Erstellen: auf das Geschick, Besucher zu fesseln und auch wiederkommen zu lassen. Was das fürs Alltagsgeschäft bei Layouts, Navigationskonzept, User-Interaktion und netten Spielereien bedeutet, mag jeder selbst entscheiden…
Ursprünglich gepostet im SELFHTML Forum:
http://forum.de.selfhtml.org/archiv/1999/10/t7768/#m38957
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