2.4 Mikroformate für Hyperlinks

Schema für Hyperlink-Mikroformate

Die zuvor behandelten Mikroformate hCard, hCalendar und hReview sind Datenstrukturen, die aus mehreren, teilweise verschachtelten Feldern bestehen. Je nach Datenumfang können die entsprechenden HTML-Markup-Strukturen durchaus komplex sein. Dagegen sind die Mikroformate für Hyperlinks denkbar simpel. Sie bestehen dank der Design-Pattern-Strategie alle nur in einem rel-Attribut, das im einleitenden <a>-Tag eines Hyperlinks notiert werden. Deshalb werden sie auch als Elementar Mikroformate bezeichnet. Schema:

<a href="http://www.example.org/" rel="microformat">Verweistext</a>

Es handelt sich also um ganz gewöhnliche HTML-Verweise. Das rel-Attribut ist ein im HTML-Standard erlaubtes Attribut, das auf a-Elemente anwendbar ist. Es drückt die Beziehung aus, in welcher der verweisende Inhalt zum Verweisziel steht –- also eine Möglichkeit, um Links zu typisieren. Das W3-Konsortium nennt in der HTML-Spezifikation eine Reihe von Angaben dafür, wie top, up, next, prev, first, last, search, index oder alternate. Diese Angaben sind jedoch vorzugsweise für Verweisziele innerhalb des eigenen Projekts gedacht. Die HTML-Spezifikation sieht allerdings auch eine Möglichkeit vor, andere als die vom W3-Konsortium vorgegebenen Wertzuweisungen anzuwenden. Autoren, die in ihrem HTML-Code von dieser Möglichkeit Gebrauch machen wollen, sollten ein sogenanntes Profil angeben, in dem der entsprechende Attributwert definiert wird. Bevor wir uns darum kümmern, wollen wir aber erst einige Mikroformate für Hyperlinks kennenlernen:

Hyperlink für Tags (Stichwörter)

Die englische Bezeichnung tags, die hierfür verwendet wird, hat nichts mit den Tags in Markup-Sprachen zu tun, sondern bezieht sich auf Wörter und Ausdrücke der natürlichen Sprache. Im Web-2.0-Bereich haben solche Tags bzw. Stichwörter eine enorm wichtige Funktion erlangt. Fast jedes Weblog bietet die Möglichkeit, die Blogeinträge durch Stichwörter zu markieren. Bislang vergebene Stichwörter werden im Navigationsbereich des Blogs angezeigt. Die Häufigkeit, also wie oft ein gleiches Stichwort bislang vergeben wurde, wird entweder durch eine Zahl angegeben, oder die Blog-Software generiert sogenannte Tag-Clouds (Stichwortwolken), in denen häufiger vergebene Stichwörter größer dargestellt werden und weniger häufig vergebene kleiner.

Solange ein einziger Autor sich um die Verstichwortung kümmert (wie in den meisten Blogs der Fall), steht er im Prinzip vor den klassischen Problemen der Taxonomie, also einer sinnvollen Systematisierung all seiner Stichwörter. Es gibt jedoch auch zahlreiche Services im Web, die eine Tag-Datenbank aufbauen durch Eingaben unzähliger Benutzer. Beispiele sind social-Bookmark-Services wie Delicious oder Mr.Wong, aber auch Blog-Vernetzungs-Services wie Technorati. Da die Verstichwortung in diesem Fall mehr oder weniger chaotisch entsteht, wurde das Kunstwort Folksonomy dafür geprägt.
Sowohl innerhalb von Blogs als auch bei Folksonomy-Webservices sind Tags mögliche Verweisziele. Innerhalb eines Blogs werden bei Anklicken eines Tag-Links alle Blogeinträge gefunden, denen das angeklickte Tag zugeordnet ist.

Beispiel bei Webkompetenz:
http://webkompetenz.wikidot.com/system:page-tags

Beispiel beim Webservice Mr. Wong:
http://www.mister-wong.de/tags/mikroformate/

Wenn Sie im HTML-Text Links zu solchen Zielen setzen wollen, sollten Sie sich die Mühe machen, das dafür vorgesehen Mikroformat zu verwenden. Beispiele:

<a href="http://webkompetenz.wikidot.com/system:page-tags" 
   rel="tag">Tag-Cloud bei Webkompetenz</a>
<a href="http://www.mister-wong.de/tags/mikroformate/" 
   rel="tag">Mikroformate bei Mr. Wong</a>

Durch rel="tag" kennzeichnen Sie das Verweisziel als eine (in der Regel) von einer Webanwendung erzeugten Seite, die Inhalte zu dem entsprechenden Stichwort versammelt. Das Stichwort selbst wird als Verweistext notiert.

Hyperlinks für Verzeichnis-Listings

Auch wenn sie nicht mehr so häufig zu finden sind wie in den Anfangsjahren des Web: Verzeichnislistings sind nicht zwangsläufig ein Zeichen vom Unvermögen eines Webmasters. Moderne Webserver wie Apache stellen ein ganzes Arsenal an Möglichkeiten bereit, um Verzeichnislistings attraktiv zu gestalten. Im Browser erscheint ein Verzeichnislisting dann, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

  • Das Verzeichnis muss sich innerhalb der Document Root befinden, also unterhalb des Startverzeichnisses für Webdokumente innerhalb einer Domain oder Subdomain.
  • Das Verzeichnis darf keine in der Konfiguration des Webservers enthaltene Default-Datei enthalten (typische Dateinamen für Default-Dateien sind index.htm, index.html, index.php, default.htm, default.html usw.).
  • In der Konfiguration des Webservers muss das Verzeichnis für Listings freigegeben sein. Andernfalls erhalten Anwender beim Aufruf eines Verzeichnisses, das keine Datei mit einem der konfigurierten Default-Dateinamen enthält, eine HTTP-Fehlermeldung.

Wenn dem Anwender eine ganze Reihe von Dateien angeboten werden sollen, ist es manchmal sinnvoller, einen Link auf ein über die Webserverkonfiguration gestaltetes Verzeichnislisting zu setzen, als zusätzlich zu den Dateien selbst immer noch eine Webseite mit Links zu diesen Dateien mitzupflegen. Ein Beispiel:

http://strille.net/works/

Wenn Sie einen Link auf ein solches Verweisziel setzen wollen, ist es hilfreich, wenn Sie den Verweis als Mikroformat typisieren:

<a href="http://strille.net/works/" rel="directory">
   Flash project works on strille.net</a>

Durch rel="directory" kennzeichnen Sie das Verweisziel als Verzeichnis.

Hyperlinks für Lizenzinformationen

Inhalte mit einer gewissen Schöpfungshöhe sollten eine definierte Lizenzform haben, worin festgelegt wird, was mit den Inhalten geschehen darf und was nicht. Eine Möglichkeit, dies in standardisierter Form ohne viel Aufwand anzugeben, ist das Elementar-Mikroformat für Links zu Lizenzinhalten. Solche Links können beispielsweise im Seiten-Fuß anstelle der zumindest in Deutschland juristisch völlig belanglosen ©-Angabe notiert werden.

Das Linkziel kann eine eigene Seite mit rechtlichen Informationen zum Inhalt sein, oder eine allgemeine Lizenzform wie die von CreativeCommons (http://de.creativecommons.org/). Der Link sollte direkt auf eine Seite mit Lizenzbestimmungen führen. Gerade CreativeCommons verhält sich diesbezüglich vorbildlich. Denn wenn Sie über http://creativecommons.org/license/ eine Lizenzform generieren lassen, wird der einzufügende HTML-Code für den Link am Ende bereits zum Kopieren präsentiert – und dieser Link enthält bereits das Mikroformat für Lizenzdaten.

Beispiel eines Lizenz-Links:

<a rel="license" 
   href="http://creativecommons.org/licenses/by-nd/2.0/de/">
    Creative Commons Attribution-No Derivative Works 2.0 Germany
    License</a>

Durch rel="license" kennzeichnen Sie das Verweisziel als Lizenzinformation.

Nofollow-Hyperlinks

Seit jeher gibt es ein Meta-Tag in HTML, das Suchmaschinen-Robots anweist, Links auf der entsprechenden Seite nicht weiter zu folgen. Das kann beispielsweise sinnvoll sein, wenn es sich um lauter Links zu Seiten handelt, die ein Login erfordern, oder um Links zu eher privaten Seiten, von denen der Anbieter nicht unbedingt wünscht, dass deren Inhalt weltweit auffindbar ist.

Es gibt jedoch auch ein Mikroformat, das die Nofollow-Funktion auf einzelne Hyperlinks im Dokument überträgt. Damit muss ein Autor sich nicht mehr für eine seitenweise Lösung entscheiden.

Das Nofollow-Mikroformat ist aber auch ein gutes Beispiel dafür, was passieren kann, wenn Mikroformate tatsächlich auf breiter Front ernstgenommen und eingesetzt werden. Zwei Fakten haben einen wilden Streit um dieses unscheinbare Elementar-Mikroformat entfacht: zum einen wird es bereits seit geraumer Zeit von Google interpretiert. Das heißt, die Robots der weltweit führenden Suchmaschine folgen keinen Links mehr, die diese Auszeichnung enthalten. Zum anderen hat Wikipedia seine Software-Installation so konfiguriert, dass alle Links zu externen Seiten, die in Wikipedia gesetzt werden, mit diesem Mikroformat ausgezeichnet werden. Wikipedia will damit unter anderem unlautere Versuche, sich durch Verlinkung bei Wikipedia bei Google einen höheren Page-Rank zu erschleichen, verhindern. Doch auf http://www.nonofollow.net/ wird argumentativ Widerstand organisiert.

Lassen wir das Für und Wider an dieser Stelle außen vor. Das Format selbst lautet (Beispiel):

<a href="http://de.wikipedia.org/" rel="nofollow">Wikipedia</a>

Durch rel="nofollow" weisen Sie Suchmaschinen-Robots an, dem Link nicht zu folgen.

Profil für rel-Angaben

Weiter oben haben wir bereits angedeutet, dass die Wertzuweisungen an das rel-Attribut, die von den hier vorgestellten Hyperlink-Mikroformaten benutzt werden, durch ein sogenanntes Profil abgedeckt sein sollten. Das Profil selbst besteht wird im sogenannten XMDP-Format als Datei in einem für einen Webserver zugänglichen Dateibereich (also unterhalb einer Document Root) abgelegt. XMDP steht für XHTML Meta Data Profiles (Details siehe http://gmpg.org/xmdp/). Es handelt sich um eine normale XHTML-Datei, die jedoch nicht so sehr zur Anzeige im Browser gedacht ist, sondern als Referenzinformation für den Browser. Für die vier Hyperlink-Mikroformate, die wir zuvor besprochen haben, können wir folgende Profildatei erzeugen. Die Datei deckt alle vier Formate ab:

<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN"
 "http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd">
<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" xml:lang="en" lang="en">
<head><title>sample HTML profile</title>
<meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; 
      charset=iso-8859-1" />
</head>
<body>
<dl class="profile">
 <dt id="rel">rel</dt>
 <dd><p>
   <a rel="help" href="http://www.w3.org/TR/html401/struct/links.html#adef-rel">
     HTML4 definition of the 'rel' attribute.</a>  
   Here are additional values.</p>
  <dl>
   <dt id="tag">tag</dt>
   <dd>Indicates that the referred resource serves as a "tag", 
       or keyword/subject, for the referring page.</dd>
   <dt id="directory">directory</dt>
   <dd>Indicates that the referred resource serves as a 
       directory listing for the referring page.</dd>
   <dt id="license">license</dt>
   <dd>Indicates that the referred resource is a license for the  
       referring page.</dd>   
   <dt id="nofollow">nofollow</dt>
   <dd>Indicates that the referred resource was not necessarily 
       linked to by the author of the page, and thus said reference
       should not afford the referred resource any additional 
       weight or ranking by user agents.</dd>
 </dl>
 </dd>
</dl>
</body>
</html>

Es handelt sich also um eine vollständige XHTML-Datei. Der Inhalt besteht aus einer Definitionsliste (dl). Die zu definierenden Ausdrücke (dt) sind die Attributzuweisungen für das rel-Attribut. Die Inhalte der zugehörigen dd-Elemente sind frei formulierbare Erläuterungen.

Nun müssen wir die Datei noch im HTML-Code von HTML-Seiten referenzieren, auf denen wir Gebrauch von Hyperlink-Mikroformaten machen. Die Schnittstelle dafür wird im einleitenden <head>-Tag notiert. Dort ist laut HTML-Standard das Attribut profile= erlaubt, dem die URL-Adresse eines Dokuments zugewiesen wird, das Profile definiert. Angenommen, wir nennen obige Datei rel-profiles.html, dann können wir in einem HTML-Dokument, das Hyperlink-Mikroformate enthält, notieren:

<head profile="rel-profiles.html">

Für die Referenzierung gelten die gleichen Regeln wie beim Referenzieren von Grafiken oder bei Hyperlinks. Es lassen sich also vollständige URLs ebenso angeben wie absolute Pfadnamen ab Document Root oder auch –- wie im Beispiel -– relative Angaben.

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