Hallo,
erst neulich hatten wir hier das Thema Twitter und Facebook - Jacke wie Hose? Die Diskussion hat gezeigt, dass es den meisten inzwischen leichter fällt, die Unterscheidungsmerkmale und Vorzüge der einzelnen führenden Services der Statusphäre zu benennen und für ihre Zwecke zu nutzen. Irgendwie hat man gerade damit begonnen, sich an dieses Zwiegespann zu gewöhnen.
Und jetzt hat sich also über Nacht Google Buzz so lautstark breit gemacht, dass es gerade unter denen, die vorher endlich mal das Gefühl hatten, ihr Webaktivitätsgespinst so halbwegs in den Griff bekommen zu haben — mit einer Doppellösung aus Twitter und Facebook, ergänzt um den einen oder anderen zusätzlichen Service — gerade unter diesen Usern hat es die meisten Irritationen gegeben. Wer beispielsweise ein eigenes Blog betreibt, in fremden Blogs regelmäßig kommentiert, dazu auf Twitter und Facebook aktiv ist, und vielleicht noch auf Flickr, YouTube oder Delicious, das alles neben RealLife, Arbeit und vielleicht sogar Familie, mag einfach nichts mehr von einem weiteren neuen Must-have-Service hören. Dankbar retweetet man in dieser Situationen Artikel, die sich kritisch bis vernichtend mit dem angeblichen neuen Wunderkind auseinandersetzen. Es reicht einfach, auch speziell was Google betrifft. Die sollen einfach mal ein Jahr lang Ruhe geben, dann ist man vielleicht auch mal wieder aufnahmefähig für eines von deren Wundermitteln.
Außerdem ist Februar, bleierne Jahreszeit, und kostbare Aufmerksamkeitsminuten gehen damit drauf, sich warm anzuziehen, mühsam durch den Tiefschnee zu stapfen, Autoscheiben freizukratzen oder die gereizten Schleimhäute mit Dampfbädern zu kurieren. Keine Reserven also für "Buzz" (das Wort steht so ziemlich für alles von Stimmengewirr über lautstarkes Geschnatter bis hin zum Geräusch, das eine Kreissäge erzeugt).
Also abfahren lassen, den Zug? Oder einfach abwarten? Innerhalb von Buzz formiert sich gerade die Websociety neu. Nicht ganz neu, viele sind sich ja von Facebook, Twitter und Co. her bekannt. Aber es wird neu gemischt. Plötzlich kann man mit Leuten richtig diskutieren, die man bislang nur von Twitter kannte. Auch haben jene, die gerne formulieren, wieder eine Chance gegen die Stenographenkultur auf Twitter und entfalten ihre Persönlichkeit ganz anders. Also vielleicht doch wenigstens mal die Mühe machen, einsteigen, sich wenigstens mal mit einigen Leuten vernetzen?
So, und ab hier seid ihr dran. Ist ja ein Forum und kein Blog-Artikel :-)
viele Grüße
Stefan Münz