Hallo,
gerade habe ich mir nach längerer Zeit mal wieder einige Kommentare zu einem Heise-Artikel angetan, der sich wie der jüngste Blogartikel hier um den Aktualisierungsentwurf zum Jugendmedienschutz-Staatsvertrag dreht. Die User-Kommentare glänzen mit gewohnter Ballermann-Polemik. Manchmal gibt es aber auch Kommentarpassagen, die durchaus nachdenklich stimmen. So ist es mir bei diesem Kommentar ergangen:
Man sollte nicht nur die ganzen Seiten für dt. Surfer labeln, sondern international labeln für jedes Land, welches an der Säuberung auf Gegenseitigkeit teilnimmt.
So könnten wir uns mit Muslimen aus dem Irak offen über den Platz des himmlischen Friedens austauschen, mit Chinesen über die Vorzüge von Schweinefleisch, und die Chinesen würden mit den Irakern gemeinsam den Holocaust leugnen können, und der jeweils Ausgeschlossene bekäme gar nichts davon mit.
Eine Win-Win-Situation für alle.
Die Idee führt sehr schön vor Augen, wie problematisch nationale, religiöse oder kulturelle Tabus in einem weltweit offenen Netz durchsetzbar sind. Letzlich gar nicht oder nur durch Ad-Absurdum-Maßnahmen. Auf die Dauer werden sich wohl alle Tabuisten damit anfreunden müssen, dass der vernetzte Mensch ein waschechter Nietzscheaner werden muss, ein Mensch, der um die Tabus weiß, deren Verletzung aber in sich aushält, ebenso wie alle Gegensätze, alle kulturellen Spannungen. Letztlich gibt es sowieso keine andere Basis, wenn aus der Menschheit noch mal was anderes werden soll als mehr oder weniger große, inkompatible Splittergruppen.
Ja, so weit können einen die Gedanken vom Jugendmedienschutz-Staatsvertrag wegtragen … :-)
viele Grüße
Stefan Münz