Hallo Manu,
da freu ich mich aber, dass ich dich aus FB herausgelockt habe, hier in diese freie soziale Wildbahn ;-)
Ich denke wir sollten social networking in letzter Konsequenz unabhängig von einer Betreiberplattform konzipieren.
Jepp. Das ist zwar nicht gerade trendy, jetzt, wo Facebook gerade anfängt, zum Maß aller sozialen Dinge zu werden. Ich finde es auch schön, dort plötzlich nicht mehr nur "Webworker" unter meinen Freunden zu haben. Und ich habe auch gar nichts gegen Facebook als menschelnde Neuigkeitenquelle. Ich habe nur ein sagen wir mal ideologisches Problem mit der Tatsache, dass Facebook und Co. mehr und mehr Netzinhalte nicht-öffentlich binden und dadurch unmerklich eine Privatheitskultur fördern, die irgendwie der Eigenheim-hinter-dicken-Mauern-Unwirtlichkeit vieler Ortschaften und Vorstädte ähnelt.
Es ist ein wunder Punkt, um den ich mich momentan viel drehe. Datenschützer warnen vor Facebook, weil dort die Gefahr besteht, dass Leute, die sonst gar keine "public person" sein wollen, durch Unachtsamkeit dazu werden können. Ich dagegen sehe in Facebook eher die Gefahr, dass mehr und mehr Inhalte dem offenen Netz entzogen werden. Kommt natürlich auf die Inhalte an. Die vielen Statusmeldungen der Sorte "ich geh jetzt Heia-Schlafen" sind im privaten Social-Friend-Umfeld sicher besser aufgehoben als im offenen Netz. Eine Diskussion, wie wir sie hier gerade haben, gehört dagegen finde ich ins offene Netz. Und eben deshalb finde ich es auch gut, dass du deine Antwort nicht nur in Facebook gepostet hast, sondern auch hier.
Networking benötigt eigentlich nichts anderes als Menschen, die Interesse aneinander bzw. an ihren Gedanken haben. Da fragt man dann nicht lange, wo man gerade postet, und ob man die farbliche Gestaltung der Website mag oder nicht. Websites, die am Dialog teilnehmen wollen, werden ihren Usern auch keine unnötige Steine in den Weg legen, wenn es darum geht, zu kommentieren oder etwas Eigenes beizutragen. Etwas mehr "Standards" beim einfachen Richtext-Editieren wären von Vorteil — vielleicht bringt HTML 5 ja was in dieser Richtung. Dazu noch Linkschleudern und Koordinationskanäle wie Twitter — fertig ist das Networking auf Basis vorhandener Mittel.
Auf der anderen Seite können erfolgreiche Plattformen auch flexibel prüfen und auswählen, welche Inhalte sie hosten wollen und somit auch anstössige, minderwertige oder gar wider(recht)liche Inhalte ausfiltern.
Wenn sich das Networking auf viele Websites verteilt, erledigt sich auch dieses Problem. Jeder Hausherr und jede Hausfrau (*hehe*) hat das Hausrecht, auf seiner/ihrer Website unerwünschte Fremdinhalte zu entfernen. Das ist im Einzelfall ärgerlich, bewirkt aber, dass sich das Unerwünschte eben einfach woanders hin orientiert. Bei einer zentralen Plattform wird zentral entschieden, was erwünscht ist und was nicht. Das ist was völlig anderes.
Hachja, ich fürchte, 2010 wird ein Jahr, in dem ich wieder viel gegen gerade populär Werdendes anreden werde. Aber jetzt geh ich erst mal Heia-Schlafen ;-)
viele Grüße
Stefan Münz