Hallo,
Ausgangspunkt dieser Diskussion ist der Artikel Die Elite hat Angst, den Martin Weigert vor einigen Tagen im Netzwertig-Blog veröffentlicht hat, und der dort auch für reichlich Kommentare gesort hat.
Es ist tatsächlich auffällig, wie viele Meldungen in den letzten Wochen durch die deutsche Medienlandschaft gingen, in denen irgendwelche "Internet-Ausdrucker" sich gegen Bedrohungen aus dem Netz aussprechen. Politiker sehen Kinderpornos an allen Ecken und Enden, Roman-Autorinnen fürchten um das Ende ihrer Tantiemen und damit ihrer Lebensgrundlage als hauptberufliche Schriftsteller, und die Musikindustrie kämpft mit dem Ethos christlicher Seefahrer gegen Raubkopierer und Piraterie. Doch die Netzbewohner haben ihre Identität entdeckt, haben ihre Tools zur schnellen Verständigung nutzen gelernt und wehren sich mittlerweile lautstark. Entstanden ist so der Eindruck eines regelrechten Kulturkampfes, der auch vielfach thematisiert wurde, wie etwa in dem vielbeachteten Artikel Die Generation C64 schlägt zurück.
Martin Weigels oben genannter Artikel vermutet in diesen extremen Spannungen zwischen Netz-Insidern und dem herkömmlichen gesellschaftlichen Umfeld allerdings eine deutsche Spezialität, eine Ausgeburt der schon sprichwörtlich gewordenen German Angst. In den USA, wo Präsident Barack Obama einen erfolgreichen Internet-Wahlkampf hinter sich hat, oder in Schweden, wo Martin Weigel selbst seit drei Jahren lebt, sei der Umgang mit den medialen Umwälzungen wesentlich gelassener. Allerdings, so könnte man dagegen halten, ist die Piratenpartei in Schweden nur deshalb so erfolgreich, weil sich auch die schwedische Rechtssprechung beim Pirate-Bay-Fall so extrem netzfeindlich verhalten hat.
Tut sich das Land der Dichter und Denker also besonders schwer mit der digitalen Vernetzung?
viele Grüße
Stefan Münz