24.09.2007
Nur selten hat mich ein einzelner Blog-Beitrag so spontan angesprochen wie Andreas Döllings Gastbeitrag Vom Texten und Zutexten im Weblog von Jens Meiert. Man lese und vergleiche mit eigenen Erfahrungen!
Meine Eindrücke sind jedenfalls sehr ähnlich wie dort beschrieben. Über das Design einer zu erstellenden Website wird endlos diskutiert. Vom Chef mit seinen Strategiegedanken bis zum HTML-erfahrenen Hiwi reden alle mit. Die Texte, die am Ende auf die Webseiten kommen, werden dagegen links liegen gelassen. Wer will denn schon über Texte diskutieren? Dichter vielleicht, die sich in einem Literatur-Club gegenseitig ihre lyrischen Ergüsse verreißen. Aber stinknormale Sachtexte, wie Produktbeschreibungen, News-Beiträge oder Event-Ankündigungen — was soll man darüber schon großartig reden?
Vielleicht ist es prickelnder, sich dem Thema unter dem Aspekt der vielbeschworenen Barrierefreiheit zu nähern. Denn Barrierefreiheit beginnt nicht erst bei Markup-Fragen in HTML. Auch Texte können nach Barrierefreiheit streben. Ein Text ist dann barrierefrei, wenn er verständlich ist. Das Gegenteil von „verständlich“ hat jedoch mindestens zwei Ausprägungen: unverständlich und missverständlich. Ich würde noch eine dritte dazunehmen: langweilig. Ein verständlicher und damit barrierefreier Text enthält also weder unverständliche noch missverständliche Passagen, und er ist nicht ermüdend. Genau davon hängt es ab, ob ein Text — eine Produktbeschreibung beispielsweise — den Leser überzeugen kann. Eine geglückte Formulierung, die viele Leser einen Zusammenhang begreifen lässt, der ihnen vorher nicht klar oder bekannt war, kann ebenso zur Kundengewinnung und Kundenpflege beitragen wie ein sündhaft teuerer, supercooler, flash-basierter Produkt-Showcase.
Doch was für den einen Leser nur abstraktes Geschwafel ist, liest der nächste mit sichtlichem Genuss. Bei vielen Sachtexten müssen Autoren damit rechnen, dass ihre Leser ganz unterschiedliche Vorkenntnisse haben. Leser sind also keine genau berechenbare, graue Masse. Andererseits sollte die Tatsache, dass Leser sehr unterschiedlich sein können, kein Freibrief sein, um jeden Gedanken über Texte für Verschwendung zu halten. Die Trefferquote, also dass es möglichst oft „Aha“ macht, wenn ein Text und ein Kopf zusammenstoßen, lässt sich nämlich durchaus erhöhen. Doch wie?
Ein Buch, in dem man sich schlau machen kann, hat Andreas Dölling im oben erwähnten Blog-Beitrag bereits genannt: Andreas Baumert: Professionelles Texten. Eine Website, die es schon sehr lange gibt, und die längst ein Portal für diverse, umfangreiche Unterprojekte geworden ist, möchte ich ebenfalls empfehlen: Claudia Klinger schreibt aus Passion und hält unter anderem auch Kurse über das Schreiben. Unter dem Titel Guter Stil, klare Sprache: 20 Handwerkstipps für Einsteiger bietet sie eine Einführung in die Kunst des Schreibens an.
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