Ein eigenes hosted Wiki

20.07.2007

Wikis sind doch nur was für Wikipedia. Ja, die Vorurteile über Wikis sind bekannt. Dabei ist das genauso, als würde das Vorurteil kursieren, mit HTML könne man nichts anderes als technische Dokumentation schreiben. Ist ja auch nicht ganz von der Hand zu weisen — da gibt es Elemente wie code, var, sample, kbd usw., die man für Software-Beschreibungen sehr gut gebrauchen kann, doch ein Journalist, der eine News schreiben will, oder ein Student, der eine Studie veröffentlichen will, braucht das in der Regel nicht. Da wären Elemente für Teaser oder Fußnoten besser. Egal, es geht trotzdem. Weil man mit <p class="sonstwas"> auch ganz gut auskommt. Vielleicht nicht perfekt für jeden Zweck, aber brauchbar. Sollen die Gralshüter der reinen Markup-Lehre ruhig nervösen Hautausschlag bekommen. Kreativer Umgang mit vorhandenen Techniken war schon immer die Lösung für mehr.

Bei den Wikis ist es nicht anders. Man kann sie als besonders bequeme Content Management Systeme für alles mögliche benutzen, nicht nur für menschheitsglobale Enzyklopädien. Das Praktische ist, dass Editieren und Präsentieren nicht wie bei richtigen Content Management Systemen weit voneinander getrennt sind, sondern unter dem gleichen Hut, innerhalb der gleichen Webanwendungs-Engine laufen. Eigentlich so, wie man es von normalen Desktop-Anwendungen kennt. Man kann ohne viele Umwege bearbeiten, was man sieht. Vieles bearbeitet man überhaupt nur deshalb, weil man es sieht und sofort bearbeiten kann. Müsste man erst eine separate Administrationsanwendung unter eigener URL-Adresse aufrufen, sich dort einloggen usw., würde man viel weniger editieren. Und das hat nichts mit Wikipedia zu tun. Es ist eine Eigenheit von allen Wikis.

Am Anfang eines Wikis ist die Startseite, und auf der Startseite steht irgendwelches software-seitig vorgegebenes Zeug. Mit einem Klick kann man den Inhalt editieren. Man kann den vorgegebenen Krempel löschen und stattdessen beispielsweise Links auf andere Seiten des Wikis setzen, die noch gar nicht existieren. Die Wiki-Software ist so nett und bestraft solche Links nicht mit einem 404-Error, sondern ermöglicht beim Anklicken des Links im Präsentationsmodus das Anlegen der noch nicht existierenden Seite. So kann man völlig zwanglos jede Art von Hypertext stricken. Egal ob Meeting-Notizen, Kontaktdaten, Projektdokumentationen, Zettelkasten, Linkverzeichnis, Rezeptesammlung, Fotoalbum, Code-Bibliothek, Lerninhalte, Vorlesungsskripte oder HowTo-Beschreibungen

Ein persönliches Wiki kann man sich am eigenen Rechner installieren. Dazu benötigt man in der Regel jedoch einen Webserver, den Script-Interpreter oder die Laufzeitumgebung der Programmiersprache, in der das Wiki geschrieben ist, in vielen Fällen beispielsweise PHP, oftmals auch ein DMBS wie MySQL usw. Nicht jeder kann oder will sich damit beschäftigen. Außerdem sind Wikis häufig nicht so ganz persönlich. Manche Wikis sollen vielleicht völlig offen sein für alle Besucher aus dem Internet, andere wiederum sollen nur bestimmten Personen zugänglich sein, etwa Freunden und Bekannten oder Kollegen und Geschäftspartnern. Solche Wikis sollten also besser gleich auf einem Server im Netz installiert werden. Auch hierbei gibt es wieder verschiedene Möglichkeiten. Man kann sich einen Root-Server mieten und alle erforderlichen Software-Produkte selbst installieren. Einige Provider sind auch auf Wikis spezialisiert und bieten Root-Server bereits mit vorinstallierter Wiki-Software an. Der einfachste Weg ist jedoch, sich bei einer sogenannten Wikifarm mit wenigen Klicks ein eigenes Wiki einzurichten. Der Aufwand ist vergleichbar dem, ein Blog bei einem Blog-Service einzurichten.

Auf dem Wikifarm-Markt tummeln sich etliche Anbieter. Der mit Abstand beste, den ich gefunden habe, ist wikidot.com. Von einem Polen namens Michal Frackowiak im Alleingang entwickelt, besticht wikidot.com durch gute Performance, viele nützliche Features, hohe Anpassbarkeit und Werbefreiheit. Es gibt keine Begrenzungen, was die Anzahl der Seiten eines Wikis betrifft. Lediglich für zusätzliche Dateien (z.B. Grafiken, Videos usw.) besteht derzeit eine Obergrenze von 300 MByte pro Wiki. Und wer es nicht glauben will, möge sich mal die URL-Adresse dieser Seite hier ansehen!


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