16.07.2007
Falsch geschriebene Wörter können sehr einträglich sein. Das gilt besonders für Zeichenfolgen, die sich nur ganz knapp von einem sehr bekannten Domain-Namen unterscheiden. Eine solche Domain ist beispielsweise flicker.com. Welcher Normalo weiß denn schon, dass man beim Original Flickr das absichtlich ausgespart hat, um — nun ja, es darf gemutmaßt werden. So bekommt also flicker.com eine Menge Zulauf, und nicht wenige scheint es in den Fingern zu jucken, diese segensreiche Falschtipper-Domain für teueres Geld zu erwerben.
Am meisten Traffic hat natürlich Google, und der Name lädt ja geradezu ein zu Ideen. Nun hat hat sich Google wie einige andere große Anbieter durchaus abgesichert. So führt die Eingabe von www.gooogle.com (mit drei o) per Redirect zum Original. Das stört diejenigen, die sich verkäuflichen Traffic durch Falschtipper erhoffen, allerdings wenig. Es könnte ja sein, dass beim einen oder anderen User das o klemmt. Und deshalb gibt es goooogle.com mit vier o. Klar, dass das noch weiter geht. Aber wer da glaubt, gooooogle.com mit fünf o sei der nächste Trittbrettfahrer, der irrt. Diese Domain führt wieder zur Originalseite von Google. Der nächste Geier hat sich sich erst wieder bei goooooogle.com mit sechs o angesiedelt. Sieben, acht und neun o funktionieren natürlich auch. Danach hatte ich keine Lust mehr weiterzuforschen.
Wer nach dem Unternehmen von Bill Gates sucht und zur Deutschtümelei neigt, landet bei mikrosoft.de. Immerhin gibt es dort ein bislang offenbar unabgemahntes Forum zu Windows-Produkten. Ganz typisch dagegen wieder jeise.de — ein paar Pseudo-Links, aber das Wesentliche ist, dass das als direkter Tastaturnachbar des dem Domain-Inhaber derzeit 500 Euro wert ist. Vermutlich hat er sich schon mal mehr ausgerechnet. Anwältin Traude Geise könnte sicher das Gleiche verlangen, aber sie heißt wirklich so und darf ganz legitim von Vertippern in der URL-Zeile profitieren.
Neuerdings sind ja auch Zeichen jenseits von a-z in Domainnamen erlaubt. Auch das haben sich einige Spezialisten bereits zunutze gemacht. Denn wie tippt Dummdoofie auf der Suche nach EBay: nein, nicht etwa ebäi.de, man kann ja schließlich Englisch: also ebäy.de. Dummdoofie bekommt, was er/sie vermutlich ohnehin gesucht hat: Klingeltöne fürs Handy.
Domainnamen sind billig geworden. Da lohnt es sich, gleich viele zu reservieren. So führen etwa so unterschiedliche Vertipper wie selfhmtl.org und wckipedia.de zweifellos zum gleichen Mafioso. Es darf angenommen werden, dass er einige hundert solcher Domains besitzt. Insgesamt eine knallbunte bis aschgraue Web-Unterwelt also, bei der man einiges Lustiges erleben kann. Wer nun Lust bekommen hat, nach anderen möglichen Vertippern zu forschen, dem sei aber geraten, im Browser die Sicherheitsstufe zu erhöhen. Denn gerade auf Trittbrettfahrer-Seiten ist die Gefahr besonders groß, sich Spyware einzuhandeln!
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