All good things

21.05.2007

Alle guten Dinge gibt es völlig frei zugänglich — bei YouTube. Wer es nicht glaubt, suche beispielsweise mal nach Pop-Abräumerin Nelly Furtado / „all good things“ und staune. Von offiziellen Videos bis hin zu Live-Mittschnitten und iTunes-Sessions reicht das Repertoire allein zu diesem einen Song. Den Hit hat ja wohl jeder schon mal gehört, und ob man ihn nun mag oder nicht, ist eigentlich egal. Denn mit anderen Hits und bekannten Musikern funktioniert das bei YouTube genauso. Und beileibe nicht nur mit aktuellen oder früheren Hits. Egal ob man auf Krautrock mit Guru Guru steht oder nach einem von der Plattenindustrie längst vergessenen Songwriter wie Stephen Bishop sucht — YouTube überrascht immer wieder.

Da drängt sich natürlich die Frage auf, wie legal das alles ist. Eine geeignete Lektüre dazu ist vielleicht der Telepolis-Artikel Napster, Audiogalaxy, Soulseek, YouTube. Dort heißt es: „Wer in Deutschland etwas zu sagen hat, der sagt es im Zweifelsfall lieber dort, wo deutsche Abmahnanwälte keinen Zugriff haben –- das gilt für Blogs ebenso wie für Musikwerke in Video-Plattformen. Die amerikanische Rechtslage gewährt nämlich aufgrund der Fair Use Doktrin nicht nur bezüglich der Legalität von Mashups, sondern auch für das Einstellen von Clips allgemein wesentlich mehr Freiraum als die deutsche. Von daher überrascht es nicht, dass YouTube auch hierzulande die unangefochtene Nummer Eins ist und dass MyVideo ebenso wie Clipfish hauptsächlich Anhängsel von Formaten ihrer Sender blieben.“

So etwas wie Fair Use mag das deutsche Recht wohl niemandem unterstellen — da geht man lieber gleich von böswilligen Betrugsabsichten und Urheberrechtsverletzungen aus. Doch wieder mal sehen wir ein Beispiel dafür, wie sich im Internet dank seiner Internationalität stets die freizügigste Variante durchsetzt. Allenfalls mit Web-Zensur ist diese Gesetzmäßigkeit verhinderbar. Derzeit wird staatliche Web-Zensur vorwiegend noch aus politischen Gründen verordnet. Doch wenn sich Industrien in ihren gewohnten Rechten („kauf zuerst und guck dann was drin ist“) bedroht sehen, könnte der Druck auf Regierungen wachsen, Web-Zensur auch aus zivilrechtlichen Gründen zu betreiben. Sollte Nelly Furtado also Recht behalten mit der traurigen Frage „why do all good things come to an end?“, oder sind wir letztlich doch auf dem langsamen und für Medien- und Plattenkonzerne sicher schwierigen Weg dahin, dass Musik, Bücher, Fachartikel und andere Inhalte mit Schöpfungshöhe nicht mehr ihre Domaine sind?


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