Blogpiloten-Interview mit Frank Westphal

26.03.2007

Kürzlich berichteten wir über Rivva, eine Art „Wesentlichkeits-Filter“ für die deutschsprachige Blogosphäre. Rivva-Entwickler Frank Westphal hat nun im Web-2.0-Szene-Blog die Blogpiloten ein Interview gegeben. Eine der zentralen Aussagen daraus:

„Für mich ist das neue Web vor allem das alte Web: Es wird langsam erwachsen und so, wie es immer sein wollte: beschreibbar (Blogs, Wikis), mit reichen Interaktionsmöglichkeiten (AJAX, DHTML, Javascript, das endlich funktioniert), partizipativ (Social Networks, Weblogs, Audio/Video Podcasts, Screencasts), skalierbar (Torrents), annotierbar (Tagging), remixbar und offen über Web-APIs (Mashups, REST), mit referenzierbaren Inhalten (Micro Content), über hübsche stabile URLs (Permalinks), auch rückwärts (Trackbacks), mit semantischen Datenformaten (Microformats, JSON, Webstandards) und über Änderungshistorien verfolgbar (RSS, Atom, SSE, Ping).“

Dieser Aussage kann man nur zustimmen: nicht Vordenker wie Tim Berners-Lee haben zurückliegende Fehlentwicklungen im Web zu verantworten, sondern vor allem Marketing-Strategen, die nur top down denken konnten und die Web-Benutzer durch Push-Technologien beglücken wollten, mit der Vision, Werbeblöcke wie im Fernsehen schalten und verkaufen zu können. Quoten-Spezialisten, denen jeder Sinn für menschliche Bedürfnisse jenseits eines aufoktroyierten Mainstrams von berufswegen abgeht.

Wie die zahlreichen Fachausdrücke in Frank Westphals Zitat zeigen, ist jedoch viel Aufklärung erforderlich, um das neue Web, das eigentlich nur ein endlich funktionierendes altes ist, denjenigen, die es sinnvoll nutzen sollen, zu vermitteln. Ein normaler Web-Benutzer muss nicht wissen, wie Ajax programmiertechnisch funktioniert. Doch er sollte wissen, dass Ajax ein Grund dafür sein könnte, dass die Zurück-Funktion in seinem Browser plötzlich nicht mehr wie gewohnt funktioniert. Ein normaler Web-Benutzer muss auch keinen RSS-Feed im Quelltext lesen können. Doch er sollte wissen, warum es immer häufiger passiert, dass beim Anklicken eines Suchtreffers in Google nur noch ein XML-Quelltext angezeigt oder nach einem Feedreaderprogramm verlangt wird. Er muss keine Details über Mashup-Techniken kennen, doch er sollte wissen, dass viele Informationen nicht ursprünglich daher kommen, wo er sie gelesen hat. Nur mit dem Elan des Hype und ohne die Leute da draußen wird nämlich auch die Two-Dot-Zero-Blase wieder platzen.


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