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GNU bedeutet: GNU Is Not Unix. PHP bedeutet: PHP Hypertext Processor. und Bing bedeutet eben: Bing Is Not Google. Diese Art von rekursiven Akronymen waren in der englischsprachigen IT-Welt schon immer beliebt. Neu ist, dass Microsoft mit solchen Bezeichnungen operiert, denn Bing ist von Microsoft und will ganz groß rauskommen.
Nun ist das ja nicht der erste Versuch seitens Microsoft, mit Hilfe neuer Ideen Marktanteile im Suchmaschinensektor zu erobern. Im Februar 2007 berichteten wir bereits über Ms. Dewey, die Such-Animierdame im Business-Look. Sie blieb letztlich ein Marketing-Gag. LiveSearch, die Suchmaschine, auf deren Datenbestand Ms.Dewey basiert, wurde ebenfalls groß annonciert. Aber was soll man von einer Suchmaschine halten, die bereits bei der Suche nach Strumpfhosen in den Zensurmodus schaltet?
Und warum will Google mit Bing eine neue Suchmaschine ins Rennen führen, die Live Search ersetzt? bing.com ist gerade eben freigeschaltet worden und kann ausprobiert werden. Ferner gibt es bereits den Artikel Bing -- ein erster Einblick vom Sistrix-Blog. Der Autor hatte Gelegenheit, Bing im Vorfeld testen zu können. In seinem Beitrag beschreibt er eine Beispielsuche nach der Statt Bonn. Und präsentiert unter anderem einen vollständigen Screenshot der ersten Bing-Suchergebnisseite (PNG-Grafik, ca. 325KByte).
Es fällt auf, dass die Ergebnisseite den Eindruck erweckt, es handele sich um eine Art Portalseite rund um Bonn. Die Suche führt also zu einer Art Ergebnisportal. Die Ergebnisseite verfügt über Top- und Seiten-Navigation, und beide sind dynamisch auf den Suchausdruck abgestimmt. Es wird also nicht einfach nur eine endlos lange Ergebnisrolle präsentiert, sortiert nach hochkomplexen Relevanzkriterien. Stattdessen bleibt die reine Ergebnismenge im Stage-Bereich der Seite eher locker und kann mit der einer entsprechenden Google-Suche nicht unbedingt mithalten. Die Stärken liegen stattdessen in der dynamischen Navigation. Der Anwender kann ohne weitere spezifizierende Suchausdrücke eingeben zu müssen sein eigentliches Suchinteresse verfeinern (z.B. Hotelsuche, Bilder, Stadtgeschichte). Die Frage ist allerdings, ob und wie das bei schwierigeren Suchausdrücken funktioniert. Wie wird die Ergebnisportalseite aussehen, wenn man beispielsweise nach regulärer ausdruck e-mail verifizierung sucht?
Der Sistrix-Artikel kritisiert auch, dass Microsoft einen alten Fehler wiederholt: nämlich in der deutschsprachigen Benutzeroberfläche nicht die volle Funktionalität zu bieten. Das ist bei Google allerdings teilweise auch so (von Google Labs bekommen deutschsprachige User eigentlich gar nichts mit). Doch das tut dem Erfolg keinen großen Abbruch.
Der Artikel Bing - Alle Details zur neuen Microsoft-Suche der Zeitschrift PC-Welt verrät weitere Details zu Bing. Dem Artikel zufolge gehören dazu die Kategorisierung von Ergebnissen im Stage-Bereich, also gewissermaßen die Gruppierung von Ergebnissen nach Aspekten. Weiterhin soll Bing Schnellvorschauen von Ziel-Webseiten zu Suchtreffern anbieten, so dass der Anwender leichter vorab entscheiden kann, ob er einem Suchtreffer-Link folgen soll oder nicht. Ebenso wie Google versucht Bing, gewisse Anfragen zu erkennen (Rechenoperationen berechnen, bei zwei Städtenamen die Bahnverbindungen einblenden usw.). Bei Bing sollen Anwender ihre Suchen außerdem speichern und schön sauber in Ordnern verwalten können. Ob diese mühsame Arbeit allerdings gegen bequeme Automatismen wie das Google Webprotokoll ankommt, darf bezweifelt werden. Wer hat schon Lust, seine Suchen nach Art eines Hobby-Sammlers zu verwalten? Eher könnte Bing mit den on der PC-Welt beschriebenen semantischen Suchen punkten. Wird beispielsweise nach Produkten gesucht, soll gleich eine Bewertung auf einer Skala mit ausgegeben werden, basierend auf Bewertungen auf diveren Verbraucherportalen. Es bleibt abzuwarten, wie zuveröässig das in der Praxis funktioniert. Google arbeitet mit dem Konzept der Rich Snippets an vergleichbaren Funktionen, doch in den Ergebnissen schlägt sich das bislang so gut wie nicht nieder.
Klar ist auf jeden Fall, dass eine Suchmaschine, die mit Google konkurrieren will, nicht einfach nur eine konkurrierende, vielleicht etwas pfiffigere Oberfläche bieten muss. Sie muss vielmehr konkurrierende Konzepte umsetzen. Ein konkurrierendes Konzept zu Google ist beispielsweise das des Social Bookmarkings à la Delicious: Alles, was dort auffindbar ist, wurde redaktonell durch User beigetragen. Oder auch das Konzept von Wolfram Alpha: Ergebnisse werden dort nicht einfach gefunden, sie werden berechnet (für JavaScript-Kundige: Wolfram Alpha ist so eine Art eval()-Funktion für jegliche Art von Input).
Doch egal, welche intelligenten Konzepte Microsoft auffahren mag: solange sie ihr Strumpfhosenproblem nicht lösen, kann man sie nicht wirklich ernstnehmen.
Bing = "Bing is not Google" ist also _wirklich_ die Langschreibweise. Extrem trocken.
In D undenkbar, erstens mangels Phantasie und zweitens würde sich ein Bedenkenträger finden, der das "indirekte Marketing für Google nicht so gut", äh, findet und den Namen verhíndert.
Das liest sich hier dann doch etwas anders:
http://en.wikipedia.org/wiki/Bing_(search_engine)#Name_origin
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