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Anfang Juni haben sie angefangen zu entwickeln, die vier New Yorker IT-Studenten Dan Grippi, Maxwell Salzberg (non est Zuckerberg), Raphael Sofaer und Ilya Zhitomirskiy. Zuvor hatten sie mit der Ankündigung, ein freies, dezentral organisiertes Social Network als Alternative zu Facebook entwickeln zu wollen, eine Menge Wirbel verursacht und eine Menge Spenden (etwa 200.000 US-Dollar) eingesammelt. Ein paar Monate später wagten sie nun eine erste Öffnung der Webanwendung für interessierte User. Beim Ausprobieren zeigt sich allerdings schnell, dass es für wirklich aussagekräftige Vergleiche mit etablierten Social-Network-Portalen einfach noch zu früh ist. Nichtsdestotrotz eine Gelegenheit, sich schon mal vertraut zu machen mit den Besonderheiten dieses neuen, hoffnungsvollen Networks.
Als Einstiegsadresse für die Alphaversion von Diaspora wird https://joindiaspora.com angegeben. Um die Benutzerzahlen kontrollierbar zu halten, ist dort derzeit noch keine Selbstregistrierung möglich. Stattdessen benötigt man eine Einladung eines bereits vorhandenen Diaspora-Users. Jeder neue User erhält erst mal fünf Einladungen, die er an beliebige andere Personen per E-Mail versenden kann. In der E-Mail ist ein Freischalt-Link enthalten, mit dessen Hilfe ein neuer Account eingerichtet werden kann. Es gibt jedoch eine einfache Möglichkeit, die Einladungen zu umgehen. Dazu weiter unten.
Diaspora setzt voll auf HTML5-Techniken und macht keine Konzessionen an Browser
Für die breite Masse der Endanwender, die noch immer zu 50-60% mit dem Internet Explorer in einer Version kleiner 9 unterwegs ist, ist Diaspora ohnehin noch kein Thema. Die werden nämlich schlichtweg ausgeschlossen. Denn Diaspora setzt auf eine Technik, die bislang nur in den Webkit-Browsern (Chrome und Safari), in Firefox 4.0 und Opera 10.7 verbaut ist — die sogenannten Websockets (mehr Infos dazu weiter unten).
Und woher soll die Rechen-Power des Networks bei wachsenden Benutzerzahlen kommen? Ohne Werbekunden, ohne echte Einnahmequelle? Während Facebook ein zentral gesteuertes Projekt mit hunderten bis tausenden, zu Clustern geschalteten Servern ist, geht Diaspora einen anderen Weg. Die Server-Seite von Diaspora ist dezentral organisiert. Jeder interessierte Benutzer kann im Prinzip einen Diaspora Zugangsserver betreiben, einen sogenannten POD. Endanwender wählen einfach einen POD aus, über den sie auf das Network zugreifen.
Die oben erwähnte URL https://joindiaspora.com/ ist nichts anderes als ein solcher POD. Es gibt längst unzählige andere PODS. Viele von ihnen ermöglichen auch, sich ohne Einladung ein Benutzerkonto zuzulegen. Jeder POD hat eine eigene URL-Adresse. Eine Liste bekannter POD-Adressen, die zum Diaspora-Verbund wie gehören, wird auf github.com angeboten. Eine dieser Adressen — http://diasp.org/ — konnte ich erfolgreich testen. Erfolgreich testen bedeutet: es war mir möglich, mir dort einen Account anzulegen und mit diesem Account auf diasp.org Kontakte zu finden, die eigentlich auf joindiaspora.com ihren Account haben. Dazu erhält jeder Benutzer auf jedem Server, wo er einen Diaspora-Account hat, eine eindeutige Adresse, die wie eine Mailadresse aussieht. Die Adresse besteht aus einem frei wählbaren, noch nicht vergebenen Benutzernamen und der Domain. Meine Adresse bei joindiaspora.com lautet beispielsweise stefan.muenz@joindiaspora.com, und auf diasp.org bin ich stefan.muenz@diasp.org. Was mir beim Testen nicht gelungen ist, ist eine Datensynchronisation, so dass ich praktisch über jeden POD, über den ich einsteige, letztlich auf den gleichen Kontakte- und Datenbestand zugreifen kann. Ob das bislang nur noch nicht implementiert ist, in der Benutzeroberfläche noch nicht vorkommt oder gar nicht vorgesehen ist, ist mir nicht bekannt. Wenn Diaspora ein robustes, flexibles Peer-to-Peer-Network werden soll, halte ich etwas Derartiges auf Dauer allerdings für wichtig.
Anbieter, die selber einen POD betreiben möchten, erfahren auf der Seite Installing and Running Diaspora, was zur Einrichtung erforderlich ist.
Diaspora verwendet für die Peer-to-Peer-Funktionalität die speziell für Webanwendungen entwickelten WebSockets. WebSockets sind eine Ergänzung zum HTTP-Protokoll. Sie ermöglichen Datenaustausch zwischen HTTP-Client und HTTP-Server in beide Richtungen, ohne dass für jeden Datenaustausch ein neuer HTTP-Request erforderlich ist. Dadurch sind WebSockets vor allem der Ajax-Technik überlegen. Die Technik der Websockets ist deshalb noch nicht so verbreitet, weil sie gegenwärtig noch von zu wenigen Browsern unterstützt wird. Doch sie hat zweifellos Zukunft, und es ist sicher eine weise Entscheidung gewesen, bei Diaspora von vorneherein auf diese Protokolltechnik zu setzen.
Das Dezentralisierungskonzept ist also das, was Diaspora wesentlich von bisherigen Social Networks unterscheidet. Wichtig zu verstehen ist dabei, dass die Dezentralisierung nicht nur eine technische Herausforderung ist. Sie ist die Basis dafür, die Rechen- und Bandbreitenlast eines Social Networks von beliebiger Skalierbarkeit auf viele Schultern zu verteilen. Nur so ist ein kommerziell und datenmonopolist-unabhängiger Betrieb möglich. Es gibt keinen Druck, wachsendes Verkehrsaufkommen nur mit immer aufwändigeren Server-Clustern zu bewältigen, für deren Finanzierung die Daten der User an lachende Interessenten verkauft werden. Neue Features oder Änderungen in der Network-Software werden nicht einfach ohne Zustimmung der User bereitgestellt, sondern verbreiten sich nachfrageabhängig über die POD-Landschaft.
Diesen wesentlichen Unterschied sollte man auch im Auge behalten, wenn man daran geht, die Benutzeroberflächen zu vergleichen. Was letztere betrifft, so hat Diaspora im Alphastadium wirklich nichts zu bieten, was erfahrene Twitter- und Facebook-Benutzer vom Hocker reißen könnte. Mir persönlich gefällt die an Facebook orientierte Präsentationsform der Timeline sehr gut, und vor allem gefällt mir, dass man ähnlich wie bei Google Buzz keine oder keine beengenden Obergrenzen für Posting-Längen vorgesehen hat. Das ist meines Erachtens ein wichtiges Merkmal für das Interesse an offener Diskussionskultur, wo sich nicht alles einem Das-liest-doch-eh-keiner-Diktat beugen muss.
Die Diaspora-Oberfläche setzt auf Facebook-Ähnlichkeit
In den oberen Etagen der deutschen Blogosphäre ist Diaspora nicht unbedingt mit viel Begeisterung aufgenommen worden. Ctrl-Verlust MsPro etwa ärgert sich in Diaspora – Facebook – Twitter und das Filterproblem darüber, dass man in Diaspora dazu erzogen wird, Menschen in Sozialschubladen zu stecken. Christian Köhntopp wünscht sich im Artikel Die unerträgliche Lameness des Web 2.0 generell ein intelligenteres Networking, das selbständig netzwerkübergreifend Content-Dubletten herausfiltert. Und Marcel Weiß alias Neunetz setzte sich bereits vor einigen Wochen in seinem Artikel Diaspora: Mit MongoDB und Ruby on Rails auf den falschen Pferden kritisch mit der Technik und Vorgehensweise des Diaspora-Projekts auseinander.
Sonst gehöre ich ja auch gerne zu den Visionären. Aber im Fall von Social Networks wünsche ich mir seltsamerweise solide Hausmannskost. Ich möchte nicht schon wieder sensationell neue Software-Konzepte verstehen lernen. Ich bin auch gar nicht so scharf auf totale Automatisierung. Bei mir ist es durchaus so, dass ich es schätze, bei eigenen Postings trennen zu können zwischen privat, Web-Engagement und Geschäftspartnern. Die Mühe der Kategorisierung meiner Kontakte nehme ich gerne auf mich, vor allem weil Mehrfacheinordnung kein Problem ist. Und wenn ich 23 mal lese, dass ein Politiker einen ganz gefährlichen Schwachsinn in Bezug auf das Netz losgelassen hat, hat das einfach einen anderen Penetrationsgrad, als wenn ich es nur einmal lese mit dem kleinen Hinweis "22 ähnliche Posts". Ich glaube auch, dass die Peer-to-Peer-Funktionalität von Diaspora nicht so zu verstehen ist, dass möglichst jeder Benutzer seinen eigenen Diaspora-Server betreibt. Die Datenverteilung hat bei Diaspora meines Erachtens eher die Funktion des Rechenpower-Sharings, vergleichbar mit dem Ansatz von SETI@home. Es genügt, wenn interessierte Anbieter einen Server bereitstellen.
Insgesamt bleibt jedoch auch bei mir der Eindruck, dass Diaspora wirklich noch sehr im Alpha-Stadium steckt — eine Art 0.1-Version. Weder ist die gesamte erwartbare Funktionalität verfügbar, noch ist die Oberfläche jenseits des üblichen JQuery-driven-Web-2.0-Wondersite-Look wirklich ausgereift. Mich persönlich hat beispielsweise gestört, dass ein selbst abgesetztes Posting erst nach etlichen Sekunden zu sehen ist, was einen nach dem Posten für eine ganze Weile im Ungewissen lässt.
Diaspora wird also hart am Ball bleiben müssen. Nicht so sehr wegen des übermächtigen Gegners Facebook, gegen den ohnehin nur ein Verständniswandel unter Normalbenutzern helfen würde, sondern weil es durchaus andere Ansätze zu dezentralen Social Networks gibt, wie etwa The Appleseed Project. Diaspora hat bislang nur die größere Medienbeachtung gefunden. Das ist zwar erst mal ein wichtiger Vorsprung nach Punkten in unserer medienzentrierten Welt. Doch Erfolg kann das Projekt nur haben, wenn es im Gespräch bleibt, und zwar durch technisch überzeugende Leistungen. Das Alpha-Rollout war insofern gut platziert, als das Projekt dadurch medienpräsent bleibt. Bei der Technik muss jedoch noch viel passieren. Schön wäre es, wenn man jetzt rasche Fortschritte in den vorhandenen Alpha-Zugängen sehen und nachvollziehen könnte.
Hallo Stefan,
Unabhängig……
Könnte man Dich für ein Internetprojekt begeistern (hineinziehen)?
Dein IQ würde ich brauchen….
Gruß Ralf
Richtig. Sonst endet Diaspora wie Google Wave…
Schlagt mich und schimpft mich ahnungslos: Die Idee der verteilten Knotenpunkte im Netz ist gut. Die "Deine-Daten-gehören-Dir"-Sache ist auch gut, ganz klar. Ansonsten aber würde ich mir wünschen, dass sich alle mal pip.io genau ansehen. Da gibt's die "Aspekte" (dort "Channels") schon lange. Es gibt Conversations, Räume und Chat. Ich kann von Twitter über Buzz bis Facebook viele Dienste in der Übersicht haben, etc. Ich kann Nachrichten global raushauen (inkl. Twitter, Facebook, Buzz, etc) oder nur an Subscriber und/oder in Räume posten und so weiter. Da funktionieren neue Postings schon lange so (email-ähnlich), wie letztens bei Facebook als Riesending angkündigt.
Das ist prinzipiell ein klasse Dienst, der eben nur wenig bekannt ist. Und ja, ich weiß, es ist nicht genau das gleiche wie Diaspora.
Ich hoffe dann mal, dass sich Diaspora Richtung pip.io entwickelt.
Max. "SALZBERG"!.. :D
*** is' ja lustig! … und das ist kein Pseudonym? ;)
… Das "Diaspora"-Projekt hab' ich auch schon im Sommer entdeckt und bin ehrlich neugierig, was daraus wird…
_*drin'*_ bin ich noch nicht, aber "subscribed" hab' …ich schonmal.
// Einladung würde mich freuen, wenn jemand noch "invites" übrig haben sollte! :)
Ich glaube, dass Projekte wie "Diaspora", "Noserub"(!.. ?) und "Appleseed"(…) direkt und konsequent auf eine natürliche Tendenz reagieren, die uns schliesslich auch gesellschaftlich einen Weg vorgibt, der eine tiefgreifende (radikale) Umgestaltung der Strukturen unserer Organisation mit sich bringen kann… und im Grunde sogar fordert! (imho)
Wir werden erleben, wie das Netz immer mehr die statischen und behäbigen (obsoleten) Strukturen der sozialen Organisation aus dem Zeitalter der Industrialisierung ablöst und durch neuartige, "liquide", flexible, (heterogene) Strukturen und Arrangements ersetzen wird.
(Das passiert im Grunde schon seit langem!..)
Dazu benötigen wir natürlich vor allem auch sichere und brauchbare technologische Standards in Bezug auf die wünschenswerten Fatures und Funktionalitäten des freien (befreiten) "Social Web"…
Die erwähnten Projekte werden hoffentlich in absehbarer Zeit zur Reife der notwendigen Methoden, Applikationen, Frameworks und Standards beitragen, die uns letztendlich helfen werden das in Aussicht gestellte "Versprechen" auf die erweiterte und praktische Nutzbarkeit "kollektiver Intelligenz" in der freien Vernetzung einlösbar zu machen.
Soziale Netzwerke werden bisher noch viel zu sehr als Plattformen für "Smalltalk" und zwischenmenschliches multimediales "Rauschen" mit Unterhaltungseffekt betrachtet… Allerdings müssen wir uns ganz ehrlich erst einmal bewusst werden, was für ein massiv revolutionäres Potential diese Form der Sozialisierung darstellt. Wir sind in der Lage unseren gesellschaftlichen Horizont souverän und selbstbestimmt zu definieren, mit dem wir uns identifizieren können, und in dem wir uns gerne und bereitwillig integrieren, engagieren und einbringen wollen.
Wir können und werden uns darin sozusagen eine soziale Umwelt schaffen, die uns einen Rahmen für eine natürliche Solidarität setzt, in der wir unsere Fähigkeiten und Potentiale - unsere Identität - viel bewusster ausprägen können und mit grösserem Enthusiasmus und Engagement zur Stärkung und zum Erhalt dieses sozialen Horizonts beitragen werden.
Wenn wir also die Informationsechnologie, die uns zur Verfügung steht, um entsprechende Aspekte der Organisation und Bewältigung realer und alltäglicher Aufgaben und Probleme erweitern, dann führt das tatsächlich unweigerlich zu einer gesunden, konstruktiven und friedlichen Emanzipierung der Gesellschaft, die sich auch positiv auf die überfrachteten (hierarchischen) Systeme (Institutionen, Firmen, Staaten, Nationen) auswirken kann.
Politik, Wirtschaft und institutionelle Administration würden durch derartige aktive, solidarische, autokratische (evtl. sogar wirtschaftlich subsistente) Netzwerke definitiv stark entlastet (und irgendwann letztendlich sogar in "Wohlgefallen" aufgelöst)…
Viele absehbare und aktuelle Erfordernisse wird unsere nationale und internationale Politik in der momentanen Struktur anders sowieso gar nicht mehr leisten und bewältigen können:
Die Alterspyramide ist im Westen dermassen gekippt, so dass der Gesellschaftsvertrag ein ganz anderes Gewicht hat, als (sozio-ökonomisch) vorgesehen.
Die Renten und unsere Altersvorsorge sind alles andere als "sicher"…
Ausserdem müssen wir die Voraussetzungen schaffen, dass es für den Nachwuchs, den wir uns wünschen, genügend Betreuungsplätze und Ausbildungsschancen gibt…
Meiner Ansicht nach zeigt sich die beobachtbare Tendenz des Menschen zur Vernetzung sogar als evolutionäre Konsequenz, die Ihren Ursprung schliesslich bereits im "Entwurf" und im ständigen "Ausbau" unseres zentralen Nervensystems hat.
Das Prinzip aus dem unser Neokortex entstanden ist/ das Phänomen "Leben" scheint unablässig darauf abzuzielen die eigene Reichweite, Produktivität und Effizienz zu fördern, zu steigern und nachhaltig zu unterstützen, indem es immer komplexere und differenziertere Formen und Instanzen des Phänomens (konzipiert?/) implementiert.
(-> Autopoiesis)
Wir haben einige wichtige Schritte der Vernetzung hinter uns (Sprache, Schrift, Presse/Buchdruck, Telegraphie/Telekommunikation, Radio/Rundfunk/Television…) und befinden uns damit gerade augenscheinlich im Übergang zur reiflichen Überwindung unserer kognitiven Isolation als sterbliche Individuen in einem "intelligent" strukturierten weltweiten Netzwerk. Die Aggregation von Wissen und Information zur Definition und Umsetzung sozialer Zielsetzungen wird darin immer mehr vereinfacht und erleichtert.
Ich rechen deshalb auch damit, dass die Technologie hinter den Systemlösungen immer mehr den Anspruch erfüllen wird, der in der Idee des "Semantic Web" formuliert wurde/ wird…
In der Tat beschäftige ich mich persönlich schon seit einigen Jahren mit der Konzeption einer ähnlichen Idee. Für die Umsetzung fehlen mir selbst allerdings im Moment noch die Kapazitäten (oder der Mut?)… aber ich verfasse gerade eine Erörterung, in der ich sämtliche für mich relevante Requirements/ Anforderungen und Ansprüche an ein optimales System für plattformunabhängiges, dezentrales *social networking* zusammenfassen möchte. Das würde ich dann gerne auch öffentlich machen und diskutieren. Vielleicht können einige Ideen konstruktiv aufgenommen werden und evtl. sogar in den genannten Projekten oder auch in neuen Workshops implementiert werden. ..!?
:) *m
Manu, für mich ist es immer eine Freude, deine langen, weit übers Thema hinausgehenden Kommentarergüsse zu lesen, die oft mehr Substanz und vor allem mehr visionäre Power enthalten als so manches Avantgardisten-Blog. Ich stimme auch sehr mit dir überein, was die gefühlte Entwicklung betrifft. Es gibt ja auch hier und da Artikel in diesem Blog, die sich ein wenig an diese visionären Gedanken heranwagen. Ich habe dabei nur immer etwas Angst, aufs esoterische Glatteis zu geraten. Ich denke auch, dass die Entwicklung wegführt von jeder Art von Monopolstrukturen. Allerdings ist der Weg dorthin steinig, da gerade in den sich langsam auflösenden, postindustriellen Umgebungen oft überraschend schnell Monopolstellungen entstehen. Siehe Google. Bei denen tut mir das nur insofern nicht so weh, weil die selber schon zu sehr infiziert sind von dem Virus des Zeitalters, das nach dem Zentralismus jeder Art (Geldzentralismus alias Kapitalismus, Machtzentralismus usw.) kommt. Bei Facebook tue ich mich schwerer. Dessen Monopolstellung ist mir unheimlicher. Ich unterstelle einem Marc Zuckerberg nicht unbedingt Geld- und Machtgier im Stile von J.R. ("Dallas"). Wenn überhaupt, dann Gedankenlosigkeit. Doch Gedankenlosigkeit ist kein guter Ort für Machtkonzentration.
Jedenfalls — um zum Thema zurückzukommen — sollte man bei Diaspora neben der Technik immer auch die Mission sehen. Was jo matic weiter oben schreibt, stimmt vollkommen: Diaspora ist längst nicht das erste, einzige und schon gar nicht das fortgeschrittenste Projekt, das auf dezentralen Strukturen beruht. Genaugenommen ist das Internet selbst das erste Projekt dieser Art, und derzeit gilt es dessen Dezentralismus vor allem an einer Front namens Netzneutralität zu verteidigen. Diaspora hat nur im Gegensatz zu den meisten anderen Projekten dieser Art recht viel Medieninteresse erregt. Vielleicht ist Medieninteresse ja auch nur eine Begleiterscheinung des sich auflösenden Zeitalter der Zentralismen. Derzeit hilft das Diaspora jedenfalls, zumindest einerseits. Denn andererseits erzeugt es enormen Druck auf das Projekt. Ich weiß nicht so recht, ob die Entwickler dem gewachsen sind.
Ich schätze auch gerade die Sachlichkeit und den Pragmatismus in Deinen Beiträgen/ "Postings".
Viele Blogger(-Upstarts) der Avantgarde oder "digital Bohème" neigen da doch eher ab und an zur Polemik und zu autorepräsentativen Schwafeleien… Ich selber bin bis heute immer noch zu faul zum Bloggen.
// Falls sich das, was ich hier und da (in Kommentaren) für den Einen oder Anderen stellenweise (oder komplett) wie sinnfernes Geschwafel anhören sollte, dann bitte ich (wenn und wo möglich), um gezielte Stellungnahme. (;… meistens stehen da auch relativ plausible Ideen dahinter…
Auch wenn ich zugeben muss, dass ich dabei oft zum Abschweifen tendiere… ;)
"[…] befinden uns damit gerade augenscheinlich im Übergang zur reiflichen Überwindung unserer kognitiven Isolation als sterbliche Individuen […] "
… hört sich vielleicht ein wenig abgehoben an …. ;)
In diesem Fall bezieh' ich mich auf ein (etwas sarkastisches) Zitat von Vilém Flusser:::
"Die menschliche Kommunikation ist ein Kunstgriff, dessen Absicht es ist, uns die brutale Sinnlosigkeit eines zum Tode verurteilten Lebens vergessen zu lassen." (Kommunikologie)
Danke auch für die weiterführenden Links! … hab' mich auch "hier" & "da" mal eingelesen..!
Beides ansprechende Artikel, die thematisch einen Bogen spannen, der ein
/ *
Dabei hab' ich aber gemerkt, dass es im Firefox ein Problem mit der Druckfunktion der Seite gibt.
Man bekommt jeweils nur eine Seite mit einem Textfragment und zwei ziemlich leere Blätter…
Im Opera funktioniert der Ausdruck, aber der linke Rand der Druckausgabe ist zu schmal, zum lochen und abheften der Ausgabedokumente. Dafür bitte am besten einfach den linken "margin" der Druckausgabe auf mindestens 1,2cm setzen.
(: Aber das nur am Rande!.. :)
… ich wollte doch nochmal auf das eigentliche Thema zurückkommen. (!!)
(Oder wieder etwas näher zum ursprünglichen Thema…)
Da ich (gestern erst durch Stefan's FB-Posting) mitbekommen habe, dass FACEBOOK jetzt doch augenscheinlich Links auf kritische Websites zensiert und Inhalte filtert (siehe: lamebook.com und http://youropenbook.org/)
… aber auch weil *Google* nun doch gerade eben wieder etwas näher in's Licht oder besser gessagt in den Schatten des erwähnten *Medieninteresses* gerutscht ist:
http://de.news.yahoo.com/2/20101130/tbs-eu-kommission-eroeffnet-wettbewerbsv-f41e315.html
Das aktuelle Gerede um den "Missbrauch der Marktstellung" seitens Google mag eventuell auch ein verzweifelter Versuch der ungleich unterlegenen Mitbewerber sein, dem Giganten zumindest mal juristisch ein Bein zu stellen… (oder wenigstens d'ran zu pinkeln;) jedoch verstehen wir alle, dass es unheimlich wird, wenn ein *Corporate-Riese* einen ganzen "Markt" auf einmal verschlingt.
Aber ich glaube, dass die Bemühungen, der Datenschützer und Kartellbehörden uns an diesem Punkt langfristig nicht weiter bringen.
Ich denke es ist wahr, (und da stimm' ich zu, Stefan!) dass man annehmen darf, dass die Bemühungen, die Google unternimmt zumeist darauf abzielen, dem Netz zu "gefallen". Google weiss, dass es vom Zuspruch der Netze profitiert, und dass dieser Zuspruch und die Nachfrage nach den Services aufrecht erhalten wird, solange Google's Angebote die Dynamik der Netze stärken… und das ist gut.
Google ist somit zumindest gezwungen, dem Anspruch der User im Web folge zu leisten.
Dadurch erhalten wir viele Projekte und Services, die uns regelrecht "altruistisch" erscheinen.
(; auch ich bin ja eher Google-affin und sehe mehr Vorteile als Nachteile in deren Bemühungen!..)
Aber das "Gesetz der Märkte" verbietet schlichtweg das Monopol.
Konkurrenz hin oder her… ._.
Was kümmert uns der "Marktanteil" von Yahoo(, solange wir nicht auf deren Gehaltsliste stehen)?!
Was ist jedoch, wenn Einzelne, Insider oder die Führungsrige des Datensammelgiganten entscheiden gesammelte Daten (unsere "Privatheit") irgendwann und irgendwie doch zum Nachteil der User zu verwenden. !?!
::: "Don't be evil."/ => wird dann doch eher zu => "PLEASE, don't be evil!" :::
Was Facebook angeht - Mark Zuckerberg schießt mit seinem lauen Begriff von Datensicherheit und Privatsphäre sowieso jeden Vogel ab:
“They 'trust me'. Dumb fucks.”
Mark Zuckerberg via IM :::
http://www.businessinsider.com/well-these-new-zuckerberg-ims-wont-help-facebooks-privacy-problems-2010-5
// mehr muss hier garnicht hinzugefügt werden!
Ich denke aber, dass die Giganten und Monopolisten (und deren Überheblichkeit) schliesslich nur Symptome (im schlimmsten Fall wuchernde Geschwüre) der eigentlichen Krankheit sind:
Letzlich sind es doch die Märkte selbst, deren Macht und Dynamik wir relativieren müssen.
Die durch und durch ökonomisierte Gesellschaft und die damit einhergehende kompetitive Prägung und Ausrichtung all unserer Bestrebungen, Gedanken und Handlungen, schaffen überhaupt erst das Fahrwasser worin die Anreize entstehen, Andere übervorteilen, aushorchen und ausspielen zu wollen.
Ich denke wir müssen auf kurz oder lang dazu übergehen sukzessive die Infrastruktur aufzulösen, welche die Grundlage jeglicher sozialer Ungerechtigkeit und Entfremdung darstellt.
Soziale Arrangements können in freiheitlich organisierten Netzwerken anders geschlossen werden als durch Kompensierung von Leistungen und Werten durch den Tausch von Geldbeträgen.
Projekte können darin anders organisiert werden (OpenSource) und es spricht nichts dagegen auch die elementare Versorgung von Menschen in definierten Netzwerken zu einem derartigen gemeinschaftlichen Projekt zu machen!
Die Schaffung alternativer Sozialer Systeme (Modelle neuer Gesellschaftsverträge und neuer Formen der Wirtschaftlichkeit, etc)…- das ist für mich die wichtigste Aufgabe, die das Internet im Allgemeinen und die Idee des *social networking* im speziellen erbringen sollte!
Und ich rechne fest damit, dass wir irgendwann in der Lage sein werden in dieser Idee neue gesellschaftliche Konzepte und Realitäten zu erschaffen! :)
// jetzt' muss ich mich doch mal bei *wikidot* anmelden… zum Editieren…
hab' glatt in der Fehleranalyse vergessen meinen ersten Satz zu beenden…
;) … wollte zu den gelesenen Artikeln allgemein nur sagen, dass es mich freut, dass Du ein Thema nicht nur punktuell berührst, sondern jeweils doch einen umfassenderen Bogen von weiterführender Information darüber spannst, unter dem auch die relevanten Zusammenhänge zu erschliessen sind.
Wer eine Alternative zu Facebook sucht kann sich doch auch bei Netlog anmelden. Mich wundert das sehr, dass niemand von Netlog spricht. Immer reden alle nur von Facebook, Twitter und MySpace. Meiner Meinung nach hat Netlog auch ein sehr großes Potential, vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen!
Trotzdem finde ich Dispora ein tolles Projekt. Ich hoffe, dass es sich gut entwickelt.Wenn dann jeder bei Dispora wäre, dann könnte Facebook nichts mehr zensieren und auch nicht mehr heimlich Daten speichern. Wäre echt toll!
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