21 Nov 2010 16:16
Nach einer Early-Adaptor-Phase, in die nur wenige Google-Apps-Domains involviert waren, wurde nun Phase zwei geschaltet: alle Administratoren von Google-Apps-Domains wurden informiert, dass Google Apps ab sofort um knapp 60 neue Google-Services erweitert wird, darunter bekannte Services wie Blogger, YouTube, AdSense, Google Bookmarks, Google Desktop, Maps, News, Reader, Picasa Webalben oder Webmaster Tools. Bis Anfang 2011 haben die Admins von Google-Apps-Domains Gelegenheit, ihre Domains vorab auf das erweiterte Funktions-Set umzustellen. Danach werden sie nicht mehr gefragt, und die Umstellung erfolgt automatisch.
Google-Apps-Administratoren werden dieser Tage beim Aufruf des Admin-Dashboards mit diesem Hinweis begrüßt
Das muss man für Leute, die nicht Google Apps nutzen, und vielleicht auch für solche, die es nur als normale User nutzen, wohl erst mal näher erklären. Google Apps ist ein Angebot von Google, anstelle eines Einzel-Accounts (Mailadressen wie name@googlemail.com) einen Account für Gruppen einzurichten. Das können Kleingruppen sein (Familie, Wohngemeinschaft, Kleinunternehmen), aber auch große Organisationen (Schulen, Universitäten, Großunternehmen, Behörden). So verwenden fast alle großen amerikanischen Universitäten Google Apps als Standard für Personal, Lehr- und Forschungskräfte sowie für Studenten. Auch immer mehr größere Unternehmen wagen den Umstieg von herkömmlicher Systemhaus-EDV auf Google Apps. Hinter einem Apps-Account verbergen sich also manchmal nur zwei, drei oder fünf, manchmal aber auch zigtausend Benutzerkonten. Für kleinere Gruppen und Bildungsinstitutionen ist Google Apps kostenlos. Kosten werden für große Unternehmen mit entsprechenden Benutzerkontenzahlen fällig, oder, wenn der Funktionsumfang erweitert werden soll (z.B. Hochverfügbarkeit, Speichererweiterungen usw.).
Damit ein Google-Apps-Account technisch bereit gestellt werden kann, ist eine eigene Domain erforderlich. Wer bereits über eine passende Domain verfügt und sich zutraut, die Konfiguration dafür anzufassen, kann diese Domain verwenden. Google bietet aber auch die Möglichkeit an, eine Wunsch-Domain zu reservieren und automatisch für Google Apps zu konfigurieren. Leztere Möglichkeit ist für Interessenten, die über kein einschlägiges Know How beim Konfigurieren von DNS, MX-Datensätzen usw. verfügen, unbedingt zu empfehlen.
Bislang waren mit Google Apps — im Gegensatz zu normalen Google-Einzel-Accounts — nur einige wichtige Kernanwendungen aus dem Gesamtangebot von Google-Anwendungen nutzbar: nämlich Google Mail, Google Kalender, Google Text und Tabellen (also Google Docs mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationsfolien- und Vektorgrafikmodul), Google Sites (Wiki-artig organisiertes Erstellen von Websites für externe und interne Zwecke), Google Talk, Google Kontakte und die Möglichkeit einer individualisierbaren Browser-Startseite. Diese Kernanwendungen genügen bereits, um die meisten Alltagsdaten in die Cloud zu verlagern. Alle Mails und Termine, alle wichtigen Dokumente, egal ob Text, Präsentationen oder Tabellen, lassen sich online speichern und von beliebigen Rechnern aus abrufen. Bei Dokumenten und Terminen lassen sich beliebige und beliebig viele andere Benutzer der Apps-Domain gezielt hinzuziehen, wobei Berechtigungen wie „darf nur lesen“ oder „darf auch Daten ändern“ einstellbar sind. Dokumente und Tabellen lassen sich so organisieren, dass sie von mehreren Mitarbeitern gleichzeitig bearbeitet werden können. Was jedoch — vor allem für Privatanwender, die Apps nutzen — bislang ärgerlich war, war die Tatsache, dass man für viele attraktive Google-Services doch noch einen zusätzlichen Ein-Account benötigte. Genau das hat sich nun geändert. Möglicherweise ist das für viele, die bislang noch zögerten, Google Apps einzusetzen (etwa für Familie oder Wohngemeinschaft), ein wichtiger Grund, es nun doch zu versuchen. Dabei sind allerdings verschiedene Entscheidungskriterien relevant. Unter anderem das Kriterium der nutzbaren Google-Services.
Google-Apps-Administratoren werden im Dashboard Schrit für Schritt durch die Umstellung auf die erweiterten Services geführt
Nachfolgende Tabelle schlüsselt auf, welche Google-Services zum Redaktionszeitpunkt dieses Artikels (November 2010) in welcher Form in Google Apps verfügbar sind, und welche nicht. Die erste Spalte enthält die bisher verfügbaren Services für Apps, die mittlere die Services, die jetzt neu für Apps verfügbar sind, und die rechte Spalte Services, die auch weiterhin einen Einzel-Account erfordern.
Welche der Services der mittleren Spalte Endanwendern von Google Apps am Ende tatsächlich zur Verfügung stehen, entscheidet jedoch der Administrator der Apps-Domain. Er kann jeden einzelnen Service für seine Domain separat ein- und ausschalten.
Per Default sind alle neuen Services bei der Einrichtung im Apps-Dashboard auf verfügbar geschaltet
Für Unternehmen, die sich für die Bezahl-Variante von Google Apps entscheiden (40 € pro Apps-Nutzerkonto pro Jahr) und die damit auch Supportanspruch einkaufen, ist der Hinweis wichtig, dass Google auch weiterhin nur für die bisherigen Kern-Services vollen Support übernimmt, nicht für die hinzugekommenen Services.
Im Gegensatz zu gewöhnlichen Google-Einzel-Accounts besteht bei Google Apps keine Möglichkeit, für einzelne Benutzer separat Speicher dazuzukaufen. Wird Google Apps kostenlos genutzt, bleibt es dabei, dass jedem Benutzer etwas über 7 Gigabyte Speicher für E-Mail zur Verfügung stehen, sowie nicht genauer bezeichnete Speichergrenzen für die gesamte Domain (Dokumente, Wiki-Seiten, Kalenderdaten usw.). Die Möglichkeit, eine umfangreiche Fotosammlung mit Bildern in Originalgröße in Picasa Webalben zu hosten, fällt also im Rahmen von Google Apps for free flach. Bei der Educational- und der Business-Variante, wo ohnehin neben 25 Gigabyte E-Mail-Speicher und 10 Gigabyte pro User für sonstige Daten zur Verfügung stehen, lässt sich dagegen seit einiger Zeit auch Speicher dazukaufen.
Benutzer, die sowohl einen Google-Apps-Account als auch einen Google-Einzel-Account nutzen, müssen sich nach der Umstellungen auf diverse Überraschungen gefasst machen, die nicht immer angenehm sind. Wenn man beispielsweise zuerst mit dem Apps-Account angemeldet ist und dann Services wie Google Reader oder Google Analytics aufruft, kommt man nicht an die Daten des Einzel-Accounts. Dazu muss man sich erst von Google Apps abmelden und mit dem Einzel-Account wieder anmelden. Um sich häufiges An- und Abmelden zu ersparen, kann man in den Google-Kontoeinstellungen die Mehrfach-Anmeldung einschalten (danke an Stefan Sarzio für diesen Hinweis).
Sehr ärgerlich ist, dass Google Buzz nicht zu den neuen, integrierbaren Anwendungen gehört. Dabei hätte gerade Buzz großes Potenzial für Groupware-Umgebungen. Es könnte den Mailverkehr innnerhalb von Arbeitsgruppen viel effizienter gestalten, als es mit Hilfe von Mailverteilern möglich ist. Das Gleiche gilt für die Google-Profilseiten. Gerade innerhalb von Organisationen könnte ein gepflegtes Profilseitenverzeichnis so manches betagte LDAP-Adressverzeichnis ersetzen. Glaskugeldeuter werden das allerdings anders interpretieren, nämlich so, dass Buzz und Profile vermutlich schon sehr bald in etwas anderes münden werden, nämlich in Google Me.
Moin,
ich benutze Google Apps für die Redaktion des Landesblogs (www.landesblog.de). Wir benutzen die "Umsonst"-Variante, deren Funktionsumfang für uns völlig ausreicht:
Docs für Textentwürfe und kollaborative Arbeiten daran
Mail für die Mailadresse (der Redakteure) unter @landesblog.de und
Sites für die Redaktionsseiten mit allen Festlegungen, Adressverzeichnissen, Statuten, und was sonst noch so typischerweise geregelt sein will.
Sites erinnert mich übrigens weniger an ein Wiki sondern eher an einen kleinen HTML-Baukasten, wie es sie früher für manche Webseiten.
Ach ja, den Kalender benutzen wir auch, einmal intern für unsere Artikelplanung und extern für ein Angebot unseres Blogs.
Mit der bei uns schon vollzogenen Umstellung der Konten hat sich im Angebotsumfang nichts geändert. Der Mehrwert der neuen Dienste gilt also wohl nur für die Bezahlvariante.
Ärgerlich ist in der Praxis der Umstand, dass viele nun zwei vollwertige Googe-Accounts haben. Einen "ehrenamtlichen" und einen "privaten". Eine Adresse wie mail.google.com war bislang eindeutig: sie gehörte zur privaten Sphäre; http://mail.google.com/a/landesblog.de was das Ehrenamt.
Bin ich nun ehrenamtlich bei Google angemeldet und besuche ich mail.google.com, sehe ich meien "ehremantlichen" Account. Das ist nicht wirklich ein Gewinn :-)
Ich muss mich korrigieren. Ich kann jetzt auch mit dem kostenfreien Apps-Account die weiteren Dienste nutzen. Da allerdings nur Kalender, Code, Google Mail, Reader, Sites und Voice die Mehrfachanmeldung kennen, muss man ziemlich genau aufpassen, mit welchem Konto man gerade unterwegs ist und sich immer wieder recht mühselig ab und mit anderem Konto wieder anmelden.
Hallo Swen,
ja, das Switchen ist nervig. Aber es wird wohl erst dann überflüssig sein, wenn ein Apps-Account ein vollwertiger Einzel-Account ist, mit dem man alles nutzen kann, und für den auch die gleichen Optionen existieren (Speicherplatzzukauf usw.).
Ich stelle mir gerade vor, mein Arbeitgeber würde auf Google Apps wechseln.
Im gleichen Moment würde ich mein privaten Gmail-Account in die Tonne treten. Das geht ja nun überhaupt nicht, dass ich permanent Gefahr laufe, in meiner Freizeit von meinem "dienstlichen" Email-Account überrascht zu werden.
An dem Gedankenmodell wird m.E. deutlich, dass der verwobene Zugang zwischen Gmail-Account und Apps-Account nur eine Option sein kann, die jedoch abgeschaltet werden können muss.
Warum können die Fotos, die in den Picasa-Webalben hochgeladen sind auf dem Samsung TV-Bilschirm UE32C8780 mit der Funktion "Internet@TV" nur noch als sehr kleine Bildchen (Picasa Apps) angesehen werden?
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