1266672597|%d.%m.%Y
Wer heute im Netz publiziert, tut das immer seltener nur noch an einem Ort. Neben eigener Webpräsenz, eigenem Blog werden immer häufiger auch Microblogging-Services und Social-Networking-Plattformen genutzt. Meist mehrere gleichzeitig. Je mehr solcher Services jedoch bedient werden wollen, desto mehr Zeit geht dafür drauf. Der Wunsch nach automatischem „Publiziere-das-überall“ wird stärker. PubSubHubbub ist eine technische Lösung dafür. Ob sie in jedem Fall sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt.
Fast alle Social-Media-Plattformen generieren aus den Inhalten, die dort publiziert werden, benutzerindividuelle Feeds. Der Vorteil von Feeds ist, dass die Inhalte dadurch aus dem ursprünglichen Publikationsort herausgelöst und in andere Publikationsorte eingespeist werden können. Das Problem dabei ist nur: wie erfährt die Zielplattform eines dort eingespeisten Feeds davon, wenn sich der Feed in der der Ursprungsplattform geändert hat?
Eine Möglichkeit sind Poll-Verfahren, bei denen die Zielplattform in regelmäßigen Abständen bei der Ursprungsplattform nachfragt, ob sich der Feed geändert hat. Besonders intelligent ist das jedoch nicht, da häufig nachgefragt wird, obwohl sich gar nichts geändert hat, und wenn sich etwas geändert hat, dauert es bis zur nächsten Nachfrage, bis die Änderungen dort übernommen werden. Besser geeignet sind Push-Verfahren. Dabei teilt die Ursprungsplattform abonnierenden Zielplattformen automatisch mit, wenn ein Feed geändert wurde, sodass die Zielplattform die neuen oder geänderten Inhalte des Feeds sofort übernehmen kann. Eine technische Lösung dafür bietet das PubSubHubbub-Protokoll.
- Projekt-Homepage (auf code.google.com)
- Wikipedia-Artikel [en]
- PubSubHubbub - Google und das Echtzeitweb (Golem)
- Pubsubhubbub: Feed-Push für Alle (Dr.Web)
- PubsubHubbub: Newsfeeds in Echtzeit
PubSubHubbub steht für Publish (Publizieren), Subscribe (Abonnieren) und Hubbub (Tumult, Radau). Im letzteren Wort steckt auch das Wort Hub, was in der Netzwerktechnik ein Netzknotengerät bezeichnet. Außerdem steckt in der Gesamtbezeichnung auch das Wort PuSH.
Das Verfahren besteht darin, dass zusätzlich zum Webserver ein Hubserver zum Einsatz kommt. Hub-Server sind selbst unter HTTP-Adressen erreichbar. Auf der Projekt-Homepage von PubSubHubbub ist eine Liste bekannter Hub-Server zu finden.
Wichtig zum Verständnis ist, dass Publisher und Subscriber in diesem Fall normalerweise keine einzelnen Personen bzw. deren Client-Programme sind, sondern eher große Networking- und Microblogging-Plattformen, die diese Rollen im Auftrag ihrer Endnutzer einnehmen. Angenommen, Plattform A und Plattform B unterstützen das HubSubHubbub-Protokoll und kennen den gleichen Hub-Server. Veröffentlicht nun ein Benutzer auf der Publisher-Plattform einen Beitrag, sendet diese eine entsprechende Information an den Hub-Server. Der Hub-Server wiederum sendet die Information umgehend an die Subscriber-Plattform weiter. Die Subscriber-Plattform wird also informiert, wenn auf der Publisher-Plattform neue Inhalte vorliegen, und kann diese nun direkt auf dem üblichen Weg (z.B. Auslesen des betroffenen Feeds auf der Publisher-Plattform) beziehen. Meistens sind die beteiligten Plattformen zugleich Publisher und Subscriber. Bei jedem Einzelvorgang sind sie jedoch entweder in der Publisher-Rolle oder in der Subscriber-Rolle.
Der Endeffekt besteht darin, dass abonnierte Inhalte wie etwa Feeds quasi in Echtzeit aktualisiert werden, sobald sie sich ändern. Wenn also Benutzer 1 auf Plattform A eine Statusmeldung postet und in seiner Präsenz auf Plattform B von der Möglichkeit Gebrauch macht, seinen Neuigkeiten-Feed von Plattform A einzuspeisen, so erscheinen seine Statusmeldungen von Plattform A quasi in Echtzeit auch auf Plattform B.
Immer mehr Plattformen bieten an, Benutzer-Feeds aus anderen Plattformen einzubinden. Ob das nun mit dem Hintergedanken geschieht, Benutzern den Umstieg von der anderen Plattform zur eigenen Plattform zu erleichtern, oder aus dem Open-Network-Gedanken heraus, dass Benutzer, egal auf welcher Plattform sie gerade aktiv sind, nichts von dem verpassen, was ihre Netzkontakte auf anderen Plattformen gerade posten, sei mal dahingestellt. Der Trend, alles überall zur Verfügung zu haben, ist auf jedenfall feststellbar, und durch das PubSubHubbub-Protokoll wird dieser Trend sicherlich verstärkt. Nicht zuletzt auch deswegen, weil PubSubHubbub durchaus schon namhafte Implementierungen vorzuweisen hat. Vor allem Google, so weiß Golem, nutzt PubSubHubbub mittlerweile in verschiedenen Services, etwa in seinem RSS-Dienst FeedBurner, im Google Reader, in der Blogplattform Blogger, in Google Alerts und natürlich auch in Google Buzz. Wegen letzterem ist das PubSubHubbub-Protokoll auch erst so richtig ins Gerede gekommen, da Buzz intern voll auf dieses Protokoll setzt, um Inhalte zu aktualisieren.
PubSubHubbub fördert also das automatisierte, zeitnahe Publizieren auf mehreren Kanälen. Damit nährt es die Hoffnung, dass es irgendwann egal sein könnte, auf welcher Plattform man sein Networking-Zuhause hat. Durch Echtzeit-Feed-Präsenz ist man in anderen Plattformen ja gleichzeitig präsent.
Ob diese Rechnung jedoch aufgeht, darf bezweifelt werden. Eine Präsenz auf einer Networking- oder Microblogging-Plattform, die sich nur auf Echtzeit-Feeds stützt, läuft leicht Gefahr, die „biotop-gerechte Kommunikation“ innerhalb der einzelnen Microblogging- und Networking-Plattformen zu ignorieren. So gibt es beispielsweise innerhalb von Google Buzz bereits Initiativen, die sich gegen den den Import von Twitter-Meldungen wenden, weil Buzz eher auf größere Diskussionen ausgelegt ist und viele, kurze Tweets mit reinem Radarmeldecharakter in diesem Zusammenhang nur stören. Auch eine Facebook-Präsenz, die vorwiegend aus importierten Twitter-Meldungen besteht, ist eigentlich fehl am Platz. Denn Facebook bietet mehr und andere Formen von Statusmeldungen, wie etwa Foto-Sharing, Fan-Bekundungen, Apps-Meldungen usw., also ganz andere Formen des persönlichen Outings. Die Charakteristika der einzelnen Plattformen unterscheiden sich teilweise so sehr, dass es praktisch wenig sinnvoll ist und sogar schädlich fürs Image sein kann, in einer davon primär aktiv zu sein und die Präsenz in den anderen davon automatisiert abzuleiten.
Also doch weniger Kanäle? Vielleicht nur einen einzigen, und den dafür richtig? Nicht unbedingt. Eine mögliche Lösung besteht sogar darin, noch einen weiteren einen Publikationsort im Netz zu eröffnen. Nämlich einen, den man ausschließlich für Statusmeldungen nutzt, die man in allen Plattformen, in denen man präsent ist, veröffentlichen will. Alle anderen Statusmeldungen veröffentlicht man dagegen nur und direkt in den Plattformen selber, im dort passenden Rahmen.
Ein geeignetes Tool dafür ist beispielsweise ein Blog bei Posterous. Das ist umgehend eingerichtet, benötigt keine aufwändige Layout-Einrichtung, und kann sogar mittels einfacher E-Mails mit Inhalten versorgt werden. Posterous generiert aus Beiträgen automatisch ein ordentliches, einfaches Blog, inklusive Feed, und — im hier behandelten Zusammenhang ganz wichtig — inklusive Unterstützung des PubSubHubbub-Protokolls, was aus dem Feed einen Echtzeit-Feed macht. In das Posterous-Blog postet man ausschließlich Meldungen, die man auf allen übrigen Plattformen veröffentlichen möchte, also etwa auf Twitter, Facebook und Buzz. Zu berücksichtigen sind dabei natürlich Beschränkungen wie die 140-Zeichen-Grenze in Twitter. Den Posterous-Feed speist man in anderen Plattformen als Nachrichtenquelle ein, z.B. in Facebook (mittels einer Feed-App) oder in Buzz. Posterous kann auch automatisch Twitter-Posts aus Blog-Einträgen generieren.
Es gibt wohl noch weitere, interessante Lösungen. Das Problem, wie man auf immer mehr Plattformen gleichzeitig präsent sein kann, und das nicht nur als „Echtzeit-Geist“, wie viel Zeit man dafür zu investieren bereit ist, und wie wichtig es tatsächlich ist, überall präsent zu sein — all das muss letztlich jeder Web-Aktive für sich selbst entscheiden. Auch und erst recht, wenn seine Präsenzen kommerziell motiviert sind.
Guter Artikel. Ich kann einige Punkte aus eigener Erfahrung bestätigen.
Gerade mit dem Aufkommen von Buzz hat sich das Problem der Zersplitterung der "digitalen Persönlichkeit" nochmal verschärft.
Ich bin vor einiger Zeit auch aus dem Grund der gezielten und einfachen Verteilung von Information, von meinem selbstgehosteten Blog komplett mit der Domain zu Posterous gewechselt. Ich erstelle dort Inhalte per GMail (perfekter Client, genügend Bookmarklets und Extensions verfügbar) und leite sie - entsprechend formatiert - zu Twitter und Buzz. Sprich, GMail hat sich zu meiner absoluten Kommunikationszentrale entwickelt, und genau darum traf auch Buzz bei mir den Nerv: Es ist da, wo ich bin.
Es ist auch richtig, dass ich via Posterous und Twitter Facebook füttere und damit mein Facebook-Erscheinungsbild ganz schön autistisch aussieht, weil ich mich dort nur selten aufhalte, und wenig originäre Inhalte oder Kommunikationen dort pflege. Sprich, eigentlich sollte ich dort dicht machen.
Allerdings gibt es diesen wahnsinnigen Unterschied in der Klientel: Bei Facebook sind einfach doch Leute, mit denen ich gerne mal kommuniziere, die aber mit Google (Mail, Chat, Buzz) nix am Hut haben. Das betrifft bei mir in erster Linie befreundete Musiker und/oder die weiblichen Kontakte. Das sind frühere myspace-Nutzer, die mittlerweile fast sämtlich bei Facebook gelandet sind. Bei Buzz findet ich von denen 0,1 Promille - wenn's viel ist.
Buzz ist im Moment noch (aus meiner Perspektive) ein Spielplatz für die Web-2.0- und Social-Media-Leutchen, die dort allerheftigst Nabelschau betreiben, das Revier markieren und das Spielzeug testen. Das ist ok, nervt aber zuweilen doch auch.
Ich nochmal kurz: Was ich vergessen hatte zu erwähnen ist, dass mit PubSubHubbub ein ganz guter Ansatz zur Inhaltsverteilung da ist, aber dass das nächste Problem ist, wie ich die Reaktionen auf Inhalte, sprich, Kommentare und Diskussionen auf den verschiedenen Plafttformen wieder gebündelt kriege. Das wäre 'ne sehr coole Sache.
Genau das sehe ich auch so.
Twitter ist die Plattform auf der ich am meisten Content erzeuge, dazu kommen andere Dienste, die Ihre Meldungen auch wieder per Twitter verteilen (z.B. Foursquare).
Meine Facebook- und Buzzpräsenz lebt hauptsächlich von Twitter-Nachrichten (Was auch immer nicht Twitter-Nutzer in Facebook dann von @mentions und #hashtags halten mögen).
Das Feedback kommt eben leider nicht gebündelt rein. Reaktionen auf meine Buzz-Einträge sehe ich in meinem Mail-Client, Facebook-Commentare kommen als Push-Nachricht über die Facebook iPhone App, und Twitter Replies verfolge ich über Tweetie.
Klar wäre es viel cooler wenn Statusmeldung nicht nur verteilt, sondern Reaktionen auch wieder eingesammelt würden.
Hallo Sebastian (und auch Jo),
früher oder später wird es mit großer Wahrscheinlichkeit so kommen, dass jeder irgendeinen Lieblings-Client seiner Wahl benutzt, über den er seine Social-Media-Aktivitäten auf verschiedenen Plattformen bündeln kann, inklusive Kommentaren, Replies, Retweets usw. So ähnlich, wie man Artikel häufig nicht mehr auf den Original-Sites liest, sondern im Feedreader. Für die Plattformanbieter ist das natürlich schlecht, weil sie ihre User dann nicht mehr so einfach an ihre Webplattform binden können. Aber um zu überleben, werden sie sich offenen Standards zum Echtzeitaustausch von Inhalten nicht verweigern können. Das gilt auch und besonders für Facebook, das sich derzeit immer mehr in die Fußstapfen von AOL verrennt.
viele Grüße
Stefan Münz
Hallo,
danke für diese guten Tips.Haben mir sehr weiter geholfen.
Grüße aus München
Posting-Vorschau:
Vorschau schließen