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Diesmal ein Gastbeitrag von Chräcker Heller, der Besuchern des Webkompetenz-Forums als fleißig Beitragender bekannt sein dürfte. Er hat das wohl seltene Vergnügen, an einer Grundschule „Publizieren im Internet“ zu unterrichten. Ich konnte ihn freundlicherweise überreden, seine Gedanken zu dieser Tätigkeit einmal in einem Blogartikel zusammenzufassen. Hier das Ergebnis.
Nachfolgend der Gastbeitrag von Chräcker Heller:
Begreifen durch Greifen

Ich begleite in der Grundschule meines Sohnes Kinder am Computer. Es handelt sich um eine Montessorischule. Dabei geht es nicht um die Vermittlung eines bestimmten Weltbildes, auch die Inhalte, die gelehrt werden, entsprechen dem normalen Grundschulstoff. Die Art der Vermittlung ist allerdings eine eigene.
Eines der vielen Merkmale dieser Besonderheit ist der Gedanke, daß Kinder die „Dinge der Welt“ dann begreifen können, wenn sie diese eben wortwörtlich (be)greifen. Infolgedessen sind die Klassenzimmer voller Regale, angefüllt mit Lernmaterialien.
Gleichwohl stehen in jedem Klassenraum zwei, manchmal auch drei Computer, mindestens einer davon ist mit dem Internet verbunden.
Gerade erwachsene Anfänger, ich begleite auch Senioren am PC, haben das Problem, dass man die Dinge „im Computer“ nicht anfassen kann. Das Abstrakte erschwert ihnen das Begreifen.
Bisher: reale Dinge als Symbole
Programmoberflächen, die uns in einer Bildsprache leiten wollen, kommen dem entgegen. Die Textverarbeitungen zeigen den Schreibbereich als Blatt Papier mit einem leichten Schatten. Schaltflächen drücken sich wie Schalter, Verzeichnisstrukturen sind gelbe Büroordner, die auf- und zuklappen usw.
Diese Dinge aus dem Raum des Greifbaren sollen es uns leichter machen, die entstofflichte Arbeitsweise am Computer zu verstehen.
Heute: Symbole als reale Dinge
Unsere Kinder allerdings erleben diese Bildsprache zum nicht kleinem Teil anders. Sie lernen zuerst die Symbole der Programme und dann, wenn überhaupt, deren reale greifbare Pendants. Sie nutzen die Symbole, ohne sie sich übersetzen zu müssen oder gar zu können. Welches unserer Kinder wird jemals noch eine Diskette in die Hand bekommen? Sie lernen den Computer nicht als Entstofflichung realer Dinge, weil sie die vorher realen Dinge gar nicht mehr kennenlernen. Schreibmaschinen oder Wörterbücher mit Ledereinband sehen sie in der Regel allenfalls in Museen. Und vielleicht erleben sie selbst echte Museen nur als Abbild der für sie realen Museumsräume des Internets. Die Bezüge haben sich umgedreht.

Wie sagte meine Tochter als Kindergartenkind zu mir? Papa, ich weiß, warum die Maus Maus heißt. Weil sie so aussieht wie die Maus am Computer.
Jetzt mag man die Frage stellen: sollte man, um nicht gleich alles auf den Kopf zu stellen, Computer aus den Klassenzimmern der Grundschulen heraus lassen? Es gibt den etwas trockenen Leitsatz: So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Dem muss man aber freilich in beiden Teilen gerecht werden.
Ich glaube nicht, dass Kinder unbedingt so früh lernen müssen, wie man eine Textverarbeitung bedient. Ich halte es auch nicht für schädlich, aber ich denke, sie würden nichts verpassen. Wenn sie im späteren Schulleben diese Fähigkeit brauchen, werden sie die nötigen Computerschritte schneller lernen, als die heutigen Lehrer „Medienkompetenz“ sagen können. Man braucht einem Grundschulkind nur ein altersgerechtes PC-Spiel ohne Anleitung geben und wird schnell sehen: das lernen die schnell.
Die Computer im Klassenraum meines Sohnes, so mein Eindruck, werden von den heutigen Kindern nicht mehr als etwas besonderes wahrgenommen, so wie wir das noch erlebt haben. Kleinere Lernspiele, die eher als Abwechslung zum sonstigen Lernalltag wahrgenommen werden, die Textverarbeitung zum Tippen von Texten und das Google-Wikipedia-Internet sind die Dinge, die dort „geschehen“.
Kinder stärken
Es ist die Aufgabe der Eltern und auch der Schule, die Kinder bei ihrer Entwicklung, zum Teil leise und heimlich, stützend zu begleiten. Die Grundschule, so erwarten wir Eltern, soll den Kindern nicht nur bei der Verarbeitung altersgerechter Aufgaben helfen, sie soll die Kinder für alles weitere vorbereiten. Grundsteine sollen gelegt werden, wer es blumiger mag: Samen sollen gelegt werden, damit es den Kindern immer leichter fällt, aus eigener Kraft und Können, ihren Weg zum selbständigen und selbst bestimmenden Erwachsenen zu gehen.
Dabei möchten wir sie in den Räumen begleiten, in denen sie sich bewegen, die wir anfangs noch absichern und zu ihrem Schutz begrenzen, um sie dann, nachdem sie sicherlich noch manchen Kampf mit uns ausfechten werden, immer mehr vertrauensvoll zu entlassen.
Kinder erleben die Technik selbstverständlicher
Unsere Kinder werden sich mit all ihren realen Dingen schneller hinein begeben, als wir denken. Und sie werden die Technik selbst weit selbstverständlicher erleben, so dass diese Bremsschwelle, die die heutige Elterngeneration alleine wegen dem sperrigen Technikzugang noch haben, weg fällt.

Diese für uns zum Teil fremden Bereiche, in denen sich unsere Kinder äußern, sich üben, sich schleifen und sich selbst formen, unterliegen zum Teil stark abgewandelten Regeln als früher. Ein Teil der Entwicklung unserer Kinder wird auch gar nicht erst in diese Räume transferiert, sondern gleich dort stattfinden.
Somit müssen auch unsere Hilfsangebote andere sein, als wir es selbst erlebt haben. Wollen wir sie durch diese Räume erst leiten und dann entlassen, sollten wir sie auch selber begreifen und erleben.
Ich würde deswegen nicht gleich nach einem Grundschulfach „Internet“ rufen, wobei man bei den weiterführenden Schulen schon diesem Bereich in den Sozialvermittlungsfächern einen breiteren Rahmen eingestehen könnte. Aber ab und an mal besagten Samen werfen geht meiner bescheidenen Meinung schon in den Grundschulen.
Internet ist kein Fernsehen
Das Internet ist für die Kinder meist zuerst ein einseitiges Medium bestehend aus abrufbarem konsumierbarem Inhalt. Dies ist auch das einseitige Bild, dass viele der Eltern haben und, man darf es ihnen bitte nicht verdenken, die Lehrerschaft.
Zuerst wäre da für mich in der Tat das Bewusstsein dafür zu schaffen, dass „das Internet“ im Computer bei weitem nicht nur ein einseitiges Konsumiermedium ist, bei dem das Kind eben wieder einmal nur das annimmt, was ihm vorgefertigt serviert wird. Kinder sollen gleich lernen, dass dies ein Gestaltungsraum für sie selbst ist. Ein Bewegungsraum. Wer gestaltet, übt Macht aus, und wir wollen unsere Kinder zu einem Leben führen, wo sie die Macht über sich selbst behalten.
Die Schule meines Sohnes versucht mit mir zusammen diese Möglichkeit der Vermittlung „in der Schule selbst“ vorsichtig zu etablieren. Denn für die meisten Eltern und Lehrer sind die von mir gerade skizzierten Räume noch sehr fremd. Das Ganze geht weit weniger hoch gestochen vor sich und in der Praxis mit weniger Ballast, als diese lange Einführung glauben machen könnte.

Wir fangen, in allen Bereichen, klein an. Ein Autorensystem aus der Schublade, bei uns Wordpress, ein paar wenige Stunden Zeit, freilich eine offene Schulleitung und Lehrer, die man neugierig machen kann. Die Kinder, hier Dritt- und Viertklässler, kommen zu mir mit ihren fertigen Schulprojekten. Referate, Plakate, kleine Texte. Wir sind also noch beim Punkt des „Transferierens von etwas Greifbarem in einen virtuellen, schulkontrollierten Raum“.
Dabei geht es mir nicht um die Vermittlung des Bedienens eines Autorensystems. Genau genommen mache ich das meiste technische, entgegen unserer ersten Überlegungen, vor- und nachbereitend selbst.
Die Kinder sollen bei der Umsetzungsarbeit, beim „Bestücken des neuen Raumes“ natürlich auch selbst tätig werden, aber „Wordpress bedienen lernen“ halte ich in einer Grundschule nicht wirklich entscheidend für den weiteren Entwicklungsweg der Kinder. Wichtiger ist das Vermitteln der Gestaltungsfreude mit einem Raumgefühl, dass dazu führen soll, dass Kinder auch diese Bereiche später selbstsicher, weil bekannter, meistern.
Dabei ist es auch wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass beim Bewegen im Netz und bei der Gestaltung der eigenen Bewegungsräume im Netz eines immer an erster Stelle steht: das Kind selbst mit dem, was es „ausdrücken“ will, und sei es, konzeptmäßig, noch in Form von selbst gestalteten Texten und Bildern.
Das alles sind noch sehr kleine Schritte und es lernen dabei nicht nur die Kinder an unserer Schule. Ich würde gerne eines Tages dazu kommen, Inhalte gleich im Netz entstehen zu lassen ohne den Umweg der Transformation von greifbaren realen Dingen. Denn wie beschrieben, ist diese von vielen noch gesehene Zwangsläufigkeit für die Kinder zum Teil keine mehr so erlebte. Vieles wird gleich im Netz geschehen und entstehen in ihrer Entwicklung.
Wenn wir wollen, dass unsere Kinder stark voranschreiten, dann ist es wichtig, sie richtig bei den ersten Schritten zu begleiten und Ihnen den Raum zu geben, das Bewegen im sozialem Umfeld da zu üben, wo es schon heute faktisch im nicht kleinen Rahmen stattfindet.
Hi Chräcker, eine Beobachtung: Man kann unabhängig von Kindern und von Phantasien darüber wir Kinder die Welt so sehen und was sie brauchen, über Computer sprechen. Und je nachdem, wie man das tut, wird man in der Schule dann den Kindern ein entsprechendes Bild vermitteln wollen. Wenn beispielsweise der Lehrer ein ganz komisches Bild vom Computer hat, wird er den Kindern auch komische Dinge beibringen wollen. Nur, der Lehrer wird das kaum merken, den es ist ja seine Sicht der Dinge, die ihm richtig und normal vorkommt - besonders wenn er sich für ziemlich klug hält.
Unter diesem Gesichtspunkt könnte/müsste man sich nicht nur fragen, OB die Kinder Computerunterricht brauchen, sondern vor allem auch, WAS sie dort lernen sollten.
Dies Unterscheidung ist eines meiner Lieblingsthemen. Ich habe das einmal anhand der Sexualaufklärung durchgespielt - und einmal in meinem Buch "Wie Ingnieure über Computer sprechen". Mir fällt deshalb fast immer als erstes auf, wenn diese Unterscheidung (ob/was) übergangen wird. Wenn ich höre, dass Volksschullehrer "Medienkompetenz" unterrichten sollten, frage ich mich zuerst: Welche? Und wenn ich lese, dass viele Kindergärtnerinnen keine Ahnung von Computern haben, denke ich beruhigt, dass sie den Kindern auch keinen Unsinn über Computer erzählen werden.
Hallo Rolf,
ich glaube, jetzt habe ich endlich verstanden, was du schon in Facebook auf mein eines Posting hin geantwortet hast, was ich dort aber irgendwie nicht so recht einordnen konnte. Bevor wir Kindern so was vermitteln wollen, ist es sinnvoll, mal selber zu reflektieren, mit welchen eigenen Augen man das zu Vermittelnde sieht. "Hey, das kann doch nicht so schwer sein zu kapieren, dass der Schleifenzähler bei dieser Schreibweise erst hochgezählt wird, nachdem der Schleifendurchlauf abgearbeitet wurde" - so würde wohl mancher Progger mit glänzenden Augen die Siebenjährigen füttern. Und das wäre zweifellos nicht unbedingt angemessen.
Gute Frage. Derzeit ist es wohl so, dass einzelne LehrerInnen, die Ahnung davon haben und die Bedeutung ermessen, das mal im Rahmen ihrer Lehrplanfreiheit irgendwo reinquetschen. Bevor man "Medienkompetenz" tatsächlich in Lehrplänen verankern kann, muss man aber wohl erst mal an den Unis damit anfangen, also dort, wo Lehrer zu Lehrern gemacht werden.
Das ist zumindest richtig, solange sie tatsächlich nichts darüber erzählen - solange sie keine eigene Medienkompetenz besitzen, ist Verschweigen wahrscheinlich das Sinnvollste. Also auch hier bei der Ausbildung ansetzen …
viele Grüße
Stefan Münz
Hi Stefan
ich meine es eigentlich noch etwas zugespitzter mit dem Beobachten 2. Ordnung: diese Beobachtung richtet sich aufs Beobachten, im besten Falle also auf mein eigenes Beobachten. Die Frage ist, was ich in meinem Beobachten alles impliziere, durch welche Kategorien ich schaue, wie ich die Begriffe benutze.
Ein Beispiel: Wenn ich "Medienkompetenz" sage, oder auch "Medien", dann stecke ich in einer Sichtweise drin (Theorie, Anschauung), die ich mir bewusst machen kann (oder eben nicht).
Ich selbst kann beispielsweise mit diesem Ausdruck nicht viel anfangen. Es hat vor 20 Jahren eine Diskussion darüber gegeben, ob Computer eher Werkzeuge oder eher Medien seien. Daran erinnere ich hier nur, um mein Beispiel deutlich zu machen. Mir scheint klar, dass solche Fragen nicht entscheidbar sind, dass aber jeder für sich Gefahr läuft, unbewusste Entscheide zu fällen und sich damit in bestimmte Sichtweisen zu verstricken.
(Auch) Bei Deinem "grusel- Kindergärtnerinnen"- Beitrag ging es mir darum, Kategorien zu problematisieren. Mir hilft dabei eine systemtheoretische Methode, nach welcher ich zu fragen habe, welche Probleme gelöst wurden, mit dem, was mir gerade missfällt. Mir ist beispielsweise nicht klar, inwiefern Medienkompetenz (was immer das sei), die mit Computer und Internet zu tun hat, die Problematik, die Chräcker aufgegriffen hat zu tun haben. So wie ich ihn verstanden habe, geht es in seinem Unterricht gerade nicht um diese Technik, sondern ums Gestalten von Macht, was man in jedem Kindergarten durch Zeichnen und Spielen auch macht. Die Frage wäre also, was kommt durch die Internettechnik hinzu (und was davon ist technisch begründet). Und eben vor allem: Wie schaue ich hin, damit ich es SO oder so sehe.
Herzlich (auch wenn etwas kompliziert ;-) )
Rolf
Nur leise vorab bemerkt: das Problem stellt sich bei allen Vermittlungsversuchen. Was es nicht weniger wert macht, ab und an inne zu halten, klar.
Ansonsten ja: mir geht es nicht so sehr um die verwendete Technik, daß war immer schon so in meinem Bestreben. Aber, und hier kommen freilich meine unwissentschaftlichen subjektiven Beobachtungen erster Ordnung prägend ins Spiel: ich meine, daß die neue Art, wie die Bewegungsräume der Kinder zum Teil aufgebaut sind (eben hier durch die Technik) bestimmte neue Bewegungsregeln und Raumbewußtsein erfordern. Der virtuelle Raum ist nicht vollkommen vergleichbar mit den echten Räumen, in denen wir uns vorher in der Kontaktgruppe orientieren mußten.
Gerade in diesen virtuellen Räumen verlieren viele sehr schnell durch einfachere Fehler die Kontrolle über die Macht über sich selbst.
Es reicht also, denke ich, nicht unbedingt aus, Mechanismen im "anfassbaren Raum" zu lernen und dann darauf zu hoffen, daß bei einer Übertragung in virtuelle Räume alles passen wird. Auf ein paar Dinge sollte/könnte man Kinder schon vorher vorbereiten. Die Stärkung der Gestaltungsmacht und das direkte üben im virtuellen, aber existierendem, Raum ist so etwas. Ein wenig wie Fahrradfahren IM Straßenverkehr üben, in kleinem abgesichertem Rahmen natürlich, aber nicht nur auf dem Schulhof.
Das alles ist höchst unwissenschaftlich und sicher auch unpräzise von mir, meine Qualifikation ist (fast) nur "Vater sein", aber qualifiziertere gibts ja noch nicht, zumindest, mal eitel gesagt, an unserer Schule.
Auch die Wissenschaft beobachtet noch sehr viel aus dem alten Verständnis heraus, der Computer und der aufgewirbelte Staub durch das teil selbst sind noch zu übermächtig in den Köpfen, als das man einfach mal losgelöst beobachten könnte, was da wirklich passiert.
Hier Hier im Artikel macht das mal jemand und kommt auf Dinge, wo ich immer nur sagen würde "äh klar", aber dann zugestehen muß: war es mir vor dem lesen doch nicht immer.
Lieber Chräcker, ich hoffe, Du nimms es mir nich übel, wenn ich nochmals "2.o. beobachte". Für mich hat das alles nichts mit Wissenschaft (und schon gar nichts mit mangelnder Päzision) zu tun.
Man kann - und Du tust es - eine Raum-Metapher verwenden. Und man kann dann von virtuellen Räumen sprechen und Analogien zu sinnlich erfahrbaren Raum postulieren. Genau damit lässt man sich aber auf eine Sichtweise ein.
Ich habe in Deinem Text dagegen gelesen, dass Deine Kinder, das, was sie am Computer erleben, gerade nicht als virtuelle Kopie ihrer Sinneswelt auffassen, dass sie also beispielsweise gerade keine Räume wahrnehmen, sondern vielmehr durch medienkompetente Lehrer erst dazu gebracht werden müssen.
Meine Erfahrungen mit Kindern sind ziemlich klein, aber durch meine Wahrnehmungsbrille habe ich nie gesehen, dass Kinder den Computer anders als ein Ding zum Anfassen wahrgenommen haben. Eben geraqde nicht als virtuell.
Ich habe also offenbar eine ganz andere "Medienkompetenz" und ich würde auch als Kindergärtnerin den Kindern wohl ganz andere Geschichten erzählen, wenn überhaupt.
PS: Ich habe aber natürlich auch einige Erfahrungen als Erwachsener, der etwa seit Jahren an der MMK (Mensch-Maschine-Kommunikation)(http://www.hyperkommunikation.ch/mmk/index.htm) teilnimmt. Und dabei bin ich sehr oft mit Metapher der Informatik in Berührung gekommen, die mir nicht alle sehr gut gefallen haben. Der virtuelle Raum gehört durchaus zu diesen Metaphern und ich bin froh um jeden Kindergärtner, der diese Metapher nicht angeeignet hat.
Und logischerweise ist das alles nicht wissenschaftlich, sondern gaaanz subjektiv (also für mich wichtig).
Herzlich
Rolf
Mal am Rande, was passiert eigentlich, wenn wir uns weiter hier antworten, wird der Text dann hochkant gesetzt, weil es hier eng wird? ;-)
Ja, das mit den Räumen ist eben wieder so eine Krücke von mir, mit der ich versuche, mir etwas zu erklären, was eben nicht anfassbar ist. Das nutze ich dann auch eher bei Gesprächen mit, äh, sagen wir "nichtkindern".
Die Kinder werden das in der Tat nicht brauchen, die denken da nicht drüber nach. Sie nehmen aber auch, so meine "meinende Erfahrung", das Ding "Computer" immer weniger als Gerät wahr, sondern das, was "hinter dem Bildschirmglas passiert". Wie sagte die Direktorin zu mir "wenn mein Sohn sagt, er muß jetzt los, er sei jetzt verabredet…" und ich fiel ihr ins Wort "…dann denken Sie, er zieht jetzt die Jacke an."
Und es ist "Bewegung", um wenigstens noch eine Metapher zu retten, die da im "irgendwo" stattfindet. Statt Schuhe und Jacke sind es eben Maus und DSL-Leitungen etc.
Hallo Chräcker,
weiter als bis Tiefe 10 gehts nicht - jenseits davon werden alle weiteren Beiträge auf gleicher Ebene dagestellt.
Also nur weiter zu mit eurer Diskussion :-)
viele Grüße
Stefan Münz
Ok, lieber Chräcker, wenn Du selbst von einer "Krücke" sprichst, die die Kinder überdies gar nicht brauchen, dann könnten wir beide darüber nachdenken, OB wir diese Krücke brauchen - und vor allem WESHALB wir Krücken und gerade diese brauchen.
Das alles hätte aber mit den Kompetenzen von Kindergärtnern und Volksschullehrerinnen nichts zu tun. Und genau so war meine erste Reaktion auch gemeint: Mich gruselt, wenn sich jemand über Kindergärtner (und deren Kompetenzen) gruselt. Mir gefällt dagegen, wenn sich jemand seiner Krücken bewusst wird, sich also bewusst macht, wie er zu diesen Krücken gekommen ist.
Ich sehe, dass ich mich bewege, wenn ich das Internet benutze. Ich bewege meine Finger auf der Tastatur und ich bewege meine Auge beim Lesen. Und davor muss ich jeweils aus dem Bett steigen, weil ich meinen ganz dinglichen Computer im Büro, nicht im Bett habe. Ich sehe mich aber auf gar keine Weise durch irgendwelche Räume surfen oder sonstwie auf der Welt rumfliegen. Und wenn ich einen Anruf per Telefon erwarte, ziehe ich weder Jacke noch Schuhe an, sondern bewege mich in Richtung dingliches Telefon (falls ich es nicht in meiner Tasche habe). Wozu also kompliziert von Räumen sprechen?
Herzlich
Rolf
Weil ich, und ich kenne eine Menge anderer denen es auch so geht, Schwierigkeiten habe, entstofflichte "Dinge" zu tun, die man eben nicht anfassen kann. Man trifft sich im Netz, man verabredet sich dort zu festen Zeiten, man "macht" zusammen etwas, arbeitet sich an einer gemeinsamen Sache ab im Netz, ohne das man mehr als die Maus und die Tastatur anfasst und das Licht überm Schreibtisch anmacht. Aber man hat nachher nicht das Gefühl, nur mit diesen Plastikelektronikteilen gearbeitet zu haben, man hat einen deutlichen Mehrwert erstellt.
Da sehe ich schon sehr viele Erleichterungen, wenn man sich zusammen in einem Raum sieht. Zumal DAS etwas ist, was jeder Mensch auf der Erde kennt: ein Raum, in dem er sich befindet.
Daher ja auch meine Einleitung, daß viele Generationen, und die der Lehrer sicher auch, es noch gewohnt sind, sich mit Bildmetaphern zu helfen, die Kinder das aber gar nicht mehr brauchen. (Zumal manche Bildmetaphern ja auch veraltet sind, siehe die Diskette.)
noch eine Beobachtung ;-(
Du schreibst, dass es Dir (und anderen, die wohl auch keine Kinder mehr sind) SO geht. Das kann ich nicht leicht nachvollziehen, aber trotzdem gut akzeptieren. Dir passt die Redeweise "Raum", Dir nützt sie irgendwie.
Aber mir nicht. Und wie sollen wir daraus etwas für Kinder ableiten, wenn es Dir passt und mir nicht? Deshalb plädierte ich dafür die Kindergärtner und Lehrer aussen vor zu lassen - und uns allenfalls mit uns zu befassen. Da kann es mir dann wohliger gruselig werden, weil keine anderen gemeint sind, die sich nicht wehren können.
Zur Sache: Was hast Du denn für ein Raumgefühl, wenn Du einen Text aufs Papier schreibst?
Herzlich
Rolf
Hallo Rolf,
sorry, aber das Recht, mich über zwar nicht-repräsentative, aber immerhin nicht-spekulative durchschnittliche Kenntnisse von KindergärtnerInnen und GrundschullehrerInnen in Bezug auf moderne Medien zu gruseln, lasse ich mir mit solchen Argumentationen nicht nehmen. Ich kann dir insoweit folgen, als man ein solches Gruseln nicht aus hochnäsiger und unreflektierter Informatikersicht empfinden sollte. Aber man muss kein Eierkopp sein, um da Defizite und Nachholbedarf beim betroffenen Personal zu sehen.
(wollte eigentlich nicht in euer Pingpong stören, aber da du dauernd wieder Bezug nimmst auf die Facebook-Diskussion, von der ja viele Leser hier gar nichts wissen können, wollte ich zumindest den Artikel, um den es ging, hier noch mal verlinken, und ein aus meiner Sicht abschließendes Statement dazu abgeben)
viele Grüße
Stefan Münz
Lieber Stefan
ich will Dir keine Rechte absprechen, wie könnte ich? Ich beobachte nur, wer sich welche Rechte mit welchen Argumenten nimmt. Und natürlich mache ich das durch meine Brille, die immer focusiert, wen jemand über andere spricht und weiss, was für die gut wäre.
Wie wäre es denn, wenn die Kindergärtnerinnen statt Medienkompetenz etwas das Marxsche Kapital aneignen würden - oder etwa Systemtheorie oder etwas Summerhill oder etwas ….? Oder warum ausgerechnet das Googeln?
Aber das alles will ich nicht vorschlagen, weil ich denen zugestehe, dass sie selbst wissen, welche Kompetenzen ihnen gut tun, (während ich gleichzeitig darüber staune, in welchen Metaphern bestimmte Kompetenzen auftreten).
Also nichts für ungut, war nur eine Beobachtung, kein Kampf um Rechte.
Herzlich
Rolf
Hallo Rolf,
vor Gott sind das Marxsche Kapital und die Medienkompetenz zweifellos gleich :-)
Aber wenn es um Förderliche Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Einführung des Internets an Schulen geht, ist "Medienkompetenz", was immer man darunter genau verstehen will, glaube ich im Vorteil …
viele Grüße
Stefan Münz
;-))
Wenn ich Text für einen Adressaten auf Papier schreibe, dann rücke ich in der Tat "gefühlt" diesem näher. Ein räumliches Empfinden also.
Lieber Chräcker, wenn ich jemandem schreibe, stelle ich mir diesen Jemanden auch vor und dann stelle ich ihn mir auch in einem Raum vor - weil mein Vor(sich-hin)stellen genau so funktioniert. Ich merke aber nicht den geringsten Unterschied dabei, ob ich auf Papier oder mittels des Computers schreibe. Die beiden Arten zu Schreiben finde ich sehr verschieden, aber den Adressaten in meiner Vorstellung betrifft
diese Differenz nicht im geringsten.
Die Schüler würden bei mir also auch diesbezüglich eine andere Webkompetenz belehrt bekommen - eine so beliebige, dass sie wohl gut fahren, wenn sie keine bekommen.
Herzlich, Rolf
Ähem, vielleicht ist das ein Missverständnis. Ich erkläre denen nicht meine Sicht des Netzes. Ich mache einfach was mit denen zusammen, in erster Linie, in dem ich ihnen Freiräume (schon wieder das Wort Raum, so ist unsere Sprache eben) aufzeige, wo sie keine vermuteten.
Daraus, daß ich immer erst den PC ausstelle und denen zeige, daß sie "Macht" haben, weil sie was gestalten können etc präge ich freilich schon ein Bild, aber die einzige Weise es nicht zu tun ist wäre, Kinder tagsüber leitlos in ein Gebäude zu sperren und abends wieder raus zu lassen.
Was die Kinder für sich aus "meiner" mir lieber erscheinenden Methode machen liegt wiederum bei denen und wird sich, wie ja auch oben im Artikel skizziert, zwangsläufig von meinem Bild stark unterscheiden. Alleine Generationenbdingt.
Ganz prägungsfrei geht nichts bei der Aufzucht der Blagen.
Lieber Chräcker, vielleicht ist es auch eine Eigenschaft der Sprache, dass sich Kreise schliessen, dass ich jeweils auf den Anfang zurückgeworfen werde, wenn ich den Faden durch genügend Missverständnisse schon fast verloren habe.
Hier also: Meine Frage war, weshalb Lehrerinnen und Kindergärtner eine Computerkompetenz und weshalb die Kinder Medienunterricht bräuchten, der mit diesen Lehrerkompetenzen korrelieren soll.
Ich glaube, dass es sinnvoll ist, wenn die Kinder Werkzeuge kennenlernen, also wenn sie den Umgang mit dem Computer erlernen. Aber eine spezielle Kompetenz bei den Erziehern kann ich daraus nicht ableiten, zumal sie ja eben Erzieher schon sind.
Mir ging es also nicht um Prägung überhaupt, sondern darum, dass diese Prägungen nicht an Kompetenzen und Inhalte gebunden werden müssen. Wir könnten jetzt schauen, inwiefern "Macht" und "Gestaltung" auch ohne Computerkompetenz unterrichtet werden könnte - und allenfalls was dabei unterrichtet wird. Der Aufzucht von Balgen steht immerhin auch We dont need no education .. teacher leaf the kids alone
entgegen
Ich selber will den Kindern gar nichts über Computer beibringen. Computer sind für die meistens auch total uninteressant. Ich selber kann mich dem auch anschließen, mich interessieren Computer nicht die Bohne. Mich interessiert das, was ich damit mache.
Die Kinder bekommen meistens von den Lehrern gar nicht genau gesagt, was sie nun bei mir so machen werden, nur eben irgendwas mit "Computer und Internet" und sind dann immer irritiert, daß die Geräte meistens "aus" sind.
Sie zeichnen, schreiben, erklären (mir), schneiden, fotografieren und "pantomisieren" bei mir. Am Schluß, gaaaanz am Ende, landet das dann in einem neuen Schulraum. Der halt nur, wie zufällig, nicht aus Stein umbaut ist, sondern im Netz liegt. Und dann freue sie sich, weil sie endlich mal mit dem, was sie geschaffen haben, abends vor den Eltern, den Verwandten und "der ganzen Welt" strunzen können.
Mit Computer hatte das ganze dann nur was am Rand zu tun. Das ist auch das Problem der Lehrergeneration zum Teil. Für sie ist "der Computer" noch ein dickes Ding, nicht selten dadurch eine Hemmschwelle.
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