12 Nov 2009 08:36
Allmählich verbreiten sich die Zugänge zu Google Wave. Und damit auch das Rätselraten darüber, wie man diese Applikation denn nun sinnvoll nutzen kann. Diverse Blog-Einträge von Usern, die einen Zugang ergattern konnten, zeigten sich vorwiegend enttäuscht. Da ich mittlerweile endlich auch Zugang erhalten habe (danke an Swen Wacker, der mir den ermöglichte), möchte ich hier ein paar Tipps loswerden, die Anfänger nutzen können, um mit Wave warmzuwerden.
Das Abenteuer kann beginnen, sobald man seinenFreischaltlink erhält, der zu https://wave.google.com/wave/ führt. Außerdem erhält man von Google eine Wave-Teilnehmeradresse, welche auf dem eigenen GoogleMail-Account basiert. Aus name@goolglemail.com wird name@googlewave.com. Für die Teinahme am Wave-Angebot von Google ist also ein zuvor eingerichteter Google-Account erforderlich. An Freischaltlinks gelangt man durch Einladungen von Usern, die bereits Teilnehmer bei Google Wave sind. In der gegenwärtigen Testphase erhält jeder neue Teilnehmer von Google die Möglichkeit, 20 weitere User einzuladen.
Wer ohne Freischaltlink auf diese Einstiegsseite surft, wird feststellen, dass man sich dort zwar mit Google-Kontodaten anmelden kann, dann aber mit der Meldung Your Google Account has not yet been activated for Google Wave abgespeist wird. Das Verfahren, erst mal nur eine überschaubare, langsam anwachsende Anzahl User auf den Server zu lassen, ist sicherlich ärgerlich aus Sicht erwartungsfroher User. Aus Sicht von Google ist das Vorgehen jedoch nachvollziehbar, denn so wachsen User-Experience und Server-Last bei dem völlig neuartigen Service kontinuierlich und kontrollierbar. Wer sich jetzt von Google geprellt fühlt oder ohnehin kein Google-Konto haben möchte, wird Wave später auch völlig Google-unabhängig nutzen können. Denn Wave ist kein Dienst von Google, sondern ein allgemeines neues Internet-Protokoll, das lediglich von Google federführend entwickelt wurde, und zu dem es derzeit noch kaum etwas anderes als die Web-basierte Oberfläche von Google gibt. Wer will, kann jedoch bereits einen eigenen Wave-Server installieren.
Wer nun also seinen Zugang zu Google Wave freigeschaltet hat, sieht zunächst die schon aus zahlreichen Screenshots bekannte Oberfläche der Webanwendung:

Doch was soll man damit nun anstellen, außer sich das freundliche Einführungsvideo der Willkommens-Wave von Google anzusehen? Kontakte sind noch rar, wenn überhaupt vorhanden. Oder sie waren vor drei Wochen mal da, probierten es ebenfalls aus, konnten nichts weiter damit anfangen und verschwanden wieder.
Öffentliche Waves suchen
Um das Wave-Fenster schnell mit Leben zu füllen, muss man etwas kennen, was aus der Anwendungsoberfläche derzeit noch nicht selbsterklärend hervorgeht. Nämlich die Möglichkeit, öffentliche Waves durchsuchen zu können. Dazu gibt man ein gewünschtes Stichwort und den Zusatz with:public im Suchfeld ein. Da es noch nicht wirklich viele solcher Waves gibt, nicht mal auf dem Google-Server, sollte man bei sehr allgemeinen Ausdrücken bleiben. Erfolgreich probierte Beispiele sind:
- Politik with:public
- Piraten with:public
- Berlin with:public
- Google Wave with:public
Es gibt übrigens viele weitere erkannte Syntax-Regeln für die Suche nach Waves. Der Artikel Google-Wave-Suche effizient nutzen listet sie auf.

Links unter dem Suchfeld werden die gefundenen Waves aufgelistet. Zu jeder Wave werden vor dem Titel der Wave und dem Textanfang bis zu drei Teilnehmerprofilbilder angezeigt. Ist man selber Teilnehmer einer Wave, ist das eigene Profilbild dabei. Am Ende des Textanfangs signalisieren kleine Icons, was die Wave neben Text alles enthält. Ein kleines Puzzle-Teil bedeutet, dass die Wave Gadgets enthält, zum Beispiel eine eingebettete Google Map. Ein Bild-Icon zeigt an, dass in der Wave Grafiken vorkommen, und eine Büroklammer weist auf angehängte Dateien hin. Rechts werden Informationen zum Zeitpunkt des jüngsten Eintrags in der Wave angezeigt, sowie zur Anzahl der gelesener und ungelesener Nachrichten („Blips“) in der jeweiligen Wave.
Wer die Wave-Liste im Screenshot oben aufmerksam beobachtet, wird darauf entdecken, dass es auch schon eine öffentliche Webkompetenz-Welle gibt, auffindbar durch Eingabe von Webkompetenz with:public. Aus der Liste gefundener Waves klickt man nun einfach eine Welle an, in die man hineinschnuppern möchte. Im rechten Fensterbereich erscheinen daraufhin die Inhalte der Wave, untergliedert in einzelne sichtbar getrennte Einheiten, die sogenannten Blips:

Ein Blip (oder eine Blip? :-) ist nicht unbedingt das Gleiche wie der Beitrag eines Teilnehmers. Jeder Teilnehmer kann vorhandene Blips editieren. Bei jedem Blip wird durch Profilbilder ausgewiesen, welche Teilnehmer an welchem Blip mitgewirkt haben. Im obigen Beispiel hat in einem der gezeigten Blips neben mir auch Peter Ochsenkühn mitgewirkt.
Die Blips bilden durch eingerückte Darstellung die Thread-Struktur der Wave ab. Es ist also erkennbar, welche Blips sich auf welche anderen beziehen.
Bearbeiten und antworten
Über den kleinen Pfeil in der rechten oberen Ecke eines Blips bietet die Weboberfläche von Google Wave eine Kontextauswahl an:

- Edit this message: erlaubt, den Text des Blips zu bearbeiten, egal, ob er von einem selbst oder von einem anderen Teilnehmer oder von mehreren Teilnehmern stammt.
- Reply to this message: legt einen neuen Blip als eingerückten Kind-Blip unterhalb des ausgewählten Blips an. Auf diese Weise kann man auf einen Blip antworten.
- Private Reply: legt ebenfalls einen Antwort-Blip an, mit dem Unterschied, dass nur Teilnehmer, auf deren Blip geantwortet wird, die Antwort sehen können.
- Copy to new wave: startet eine neue Wave und übernimmt den Inhalt des ausgewählten Blips als Start-Blip der neuen Wave.
- Delete: löscht den ausgewählten Blip. Es ist durchaus möglich, auch Blips anderer Teilnehmer zu löschen.
Blips bestehen aus HTML-formatiertem Richtext inklusive Hyperlinking und der Möglichkeit, Grafiken oder beliebige Datei-Attachments an einer beliebigen Stelle im Text einzubetten. Attachments werden bei nicht direkt im Browser anzeigbaren Dateien an der Stelle, wo sie eingebunden sind, in Form eines geeigneten Icon angezeigt, so wie MS-Outlook-Anwender es aus Richtext-Mails kennen. Die Webanwendung von Google liefert in der gegenwärtigen Testphase auch gleich zwei nützliche Gadgets mit, die man in jedem Blip einsetzen kann: ein Google-Map-Gadget zum Einbinden von Kartenausschnitten, und ein kleines Umfrage-Gadget, um über Lösungsvorschläge, Terminvorschläge und Ähnliches abzustimmen:

Es gibt also wenig Beschränkungen und viele Freiheiten beim Bearbeiten von Waves und ihren Blips. Das kann chaotische, chat-artige Waves zur Folge haben, aber auch hochgradig produktive, gemeinsam entwickelte Inhalte. In einem nicht-trivialen Kontext wird den Teilnehmern einer Wave viel Disziplin abverlangt, damit die Wave übersichtlich bleibt. Nicht so schlimm sind dagegen versehentliche Löschungen. Denn der Entstehungsprozess einer jeden Wave wird haarklein gespeichert und lässt sich sogar als Film abspielen. Einfach mal in einer größeren Wave in der Buttonleiste oberhalb der Blips auf Playback klicken und sich zurücklehnen! Die Replay-Möglichkeit ist jedoch weniger als Gimmick gedacht, sondern als eingebautes Verifikationsinstrument, um im Zweifelsfall nachvollziehen zu können, wie welche Inhalte zustande gekommen sind. So lässt sich beispielsweise missbräuchliches Nacheditieren aufdecken, was vor allem in der Unternehmenskommunikation und bei Kommunikation mit offiziellen Stellen von Bedeutung ist.
Eigene Wave starten
Um eine neue Wave zu starten, klickt man einfach auf den Butten New Wave auf der linken Seite oben links neben dem Suchfeld. Rechts kann man dann den Text des Start-Blips eingeben:

Eine eigene Wave kann etwas Großes werden, muss es aber nicht. Das Starten einer Wave ist so trivial wie das Starten einer E-Mail-Konversation. Eines ist jedoch anders. Bei einer Wave gibt es keine Empfänger, sondern nur Teilnehmer (participants). Bei einer neuen Wave ist man selbst zunächst der einzige Teilnehmer, was oberhalb des Eingabebereichs dadurch signalisiert wird, dass dort das eigene Profilbild angezeigt wird.
Private Waves
Solange man der Wave keine anderen Teilnehmer hinzufügt, bleibt es eine private, eigene Welle, die man beispielsweise nutzen kann, um Notizen zu einem Projekt sammeln, oder Telefon- oder Meeting-Notizen. Der eigentliche Einsatzzweck von Waves ist zwar die Kommunikation mit anderen Teilnehmern. Doch es spricht nichts dagegen, Wave außerdem als PC-unabhängiges, persönliches Notizen- und Produktions-Tool einzusetzen.
Waves mit zwei oder mehreren bestimmten Teilnehmern
Wenn man Wave wie E-Mail nutzen möchte, schreibt man einfach das, was man jemandem mailen möchte, als Inhalt in den Start-Blip, und fügt am Ende den gewünschten „Empfänger“ als Teilnehmer hinzu. Dazu wird oberhalb der Blips in der Leiste der Wave-Teilnehmer eine [+]-Schaltfläche angeboten. Der hinzugefügte Teilnehmer sieht die Wave sobald er hinzugefügt ist, in seiner Inbox, und kann wie oben beschrieben auf den Start-Blip mit einem eigenen Blip antworten. Beliebige weitere Hin-und-Her-Antworten sind in Form weiterer Blips möglich.
So, wie man eine Mail an mehrere Empfänger senden kann, kann man einer Wave beim Erstellen auch mehrere andere Teilnehmer hinzufügen. Auch zu einem späteren Zeitpunkt kann man jederzeit zusätzliche Teilnehmer hinzufügen. Alle Wave-Teilnehmer sehen den jeweils aktuellen Stand der Wave, sobald sie als Teilnehmer einer Wave hinzugefügt werden, in ihrer Inbox und können auf den Start-Blip oder auf andere Blips antworten oder Blips mit bearbeiten.
Öffentliche Waves
Um eine Wave öffentlich auffindbar zu machen, muss man wieder in die Trickkiste greifen. Es gibt einen speiziellen Wave-Teilnehmer mit der Adresse public@a.gwave.com. Fügt man diese Adresse einer Wave hinzu, wird sie mit der oben beschriebenen with:public-Syntax öffentlich auffindbar.

„Öffentlich“ bedeutet dabei zunächst: auffindbar für alle Teilnehmer, die auf dem gleichen Wave-Server angemeldet sind. Es ist allerdings wahrscheinlich, dass Google sein Such-Know How einsetzen wird, um früher oder später auch eine leistungsfähige globale Suche nach öffentlichen Waves zu ermöglichen.
Der globale Einsatz von Wave und die Zukunft
Solange es dabei bleiben würde, dass nur Wave-Teilnehmer des gleichen Wave-Servers miteinander kommunizieren können, wäre der Wave-Service seiner Architektur nach dem Internet Relay Chat (IRC) vergleichbar. Da Wave jedoch weltweite Kommunikation zwischen beliebigen Wave-Teilnehmern ermöglichen soll, gehört zum Umfang dessen, was Google mit Wave entwickelt hat, auch eine leistungsfähige Peer-to-Peer-Schnittstelle für Wave-Server. Diese erlaubt das Synchronisieren von Waves auf verschiedenen Wave-Servern und das Einbeziehen von Teilnehmern, die über andere Wave-Server am Wave-Service teilnehmen. Indem Wave-Server sich an das Peer-to-Peer-Servernetz anschließen, wird allen Wave-Teilnehmern ermöglicht, so selbstverständlich wie beim E-Mail-Service mit Teilnehmern beliebiger anderer Wave-Provider zu kommunizieren.
Technisch gesehen werden Waves, an denen Teilnehmer unterschiedlicher Server / Provider beteiligt sind, auf allen betroffenen Wave-Servern synchron vorgehalten. Da die Echtzeit-Funktionalität mit Chat-Feeling bei Wave zum Programm gehört, muss die Synchronisierung bis herunter zu jedem einzelnen Tastendruck live auf allen betroffenen Servern erfolgen, auch wenn es sich um Dutzende oder Hunderte Wave-Server handelt, die über den ganzen Globus verstreut sind.
Versucht man sich einmal vorzustellen, was es bedeutet, wenn eine Milliarde Internetanwender das Wave-Protokoll nutzen, alle Waves über alle jeweils erforderlichen Wave-Server zu synchronisieren, lässt sich erahnen, dass das Wave-Protokoll ein think big in Reinkultur ist. Kein herkömmlich denkendes Unternehmen würde sich ein solch irrwitziges Unterfangen zutrauen. Dazu gehören Visionen, Mut und hohe Investitionskosten, deren Break Even Point bislang überhaupt nicht kalkulierbar ist.
Wave hat sehr wohl das Potential, E-Mail irgendwann abzulösen. Und Chat, Instant Messaging, Mailinglisten, Newsgroups und so manche Web-Community könnten gleich mit in die Vergangenheit sinken. Denn über das Wave-Protokoll lassen sich all diese und noch einige andere Anwendungsformen durchaus abbilden. Es gehört allerdings eine gewisse Disziplin unter den Teilnehmern dazu, die verfügbaren Möglichkeiten nicht zu missbrauchen. Auch die Wave-Clients werden sicherlich noch stärker den Benutzerbedürfnissen und dem Denken der Benutzer entgegenkommen müssen. Die Web-Oberfläche von Google Wave ist schon mal ein gelungener, durchdachter Anfang. Doch erst eine offene Konkurrenzsituation wie etwa auf dem Browser-Markt oder bei Twitter-Clients wird dafür sorgen, dass besonders innovative, besonders usability-freundliche oder für bestimmte Einsatzzwecke spezialisierte Clients den Umgang mit Wave erleichtern werden.
Im Laufe der kommenden zwei, drei Jahre wird sich Wave zweifellos so weit etablieren, dass alle Internetnutzer zumindest mal wissen, was Wave ist. Der Druck, sich früher oder später um einen eigenen Wave-Zugang zu bemühen, wird in dem Maß zunehmen, wie wichtige Diskussionen oder Konversationen sich auf Wave verlagern. Zunächst sind es wieder mal nur die Nerds und Digerati, die den neuen Kommunikationskosmos besiedeln. Als nächstes werden dann die Windbeutel mit den Dollarzeichen in den Augen und die Spammer die neuen Möglichkeiten sondieren, und schließlich folgt die breite Masse, zögernd wie immer, mit allerlei dümmlichen Witzen über dieses „neumodische Zeugs“ auf den Lippen. Wer sich also heute schon mit den Möglichkeiten von Wave befasst, gehört zu den Beratern von morgen.
Abschließend noch der Hinweis auf die derzeit wohl beste Informationsquelle zu Google Wave, bislang nur in Englisch:
Der vollständige Führer zu Google Wave bietet eine fundierte, gut verständliche Einführung in die jetzt schon verfügbaren Möglichkeiten von Wave. Für alle, die das Glück haben, eine Einladung mit Freischaltlink für Google Wave zu besitzen, eine sehr empfehlenswerte Lektüre. Sie hilft mit Sicherheit, die anfänglichen Hürden und Fragezeichen zu überwinden und das Wave-Fenster mit Leben zu füllen.
Nach etwas Rumprobieren meine ich, dass die Wave-Leute mit „E-Mail richtig gemacht“ eine falsche Analogie in die Welt gesetzt haben.
Wave wirkt für mich mehr wie ein Realzeit-Wiki mit expliziter Diskussionsfunktion. Einen Ort, an dem man Texte1 zusammen erarbeiten, kommentieren, diskutieren, verbessern und überarbeiten kann. Mit E-Mail konkurriert das derzeit eher mit dem Bürofall, in dem ein Dokument per Mail hin und hergeschickt wird, weil den Nutzern nichts Adäquateres zur Verfügung steht. Für andere Anwendungszwecke von Mail im Sinne von längeren Briefen sehe ich Wave nicht mal ansatzweise.
Ich glaube übrigens noch nicht wirklich wie Du an die grundsätzliche Durchsetzung von Wave. Dies vor allem, weil Wave eine Definierbarkeit fehlt, die andere Dienste durch ihren zentralen Mittelpunkt haben. Flickr hat als Mittelpunkt das Foto und die Diskussion darum, Youtube das Video dazu, soziale Netzwerke wie Facebook beantworten das „was macht Dings eigentlich gerade?“, Diskussionsforen haben das Thema der Diskussion, Google Docs das Dokument, Weblogs und sonstige Publikationen das Thema des Posts. Wave dagegen … hat eine Infrastruktur. Wenn man mit Infrastruktur argumentiert überzeugt man leider eher selten. Ich täte mich extrem schwer, z.B. meinen Eltern Wave nahezulegen oder deren „Warum nicht einfach Mail?“ zu beantworten.
Insofern frage ich mich immer noch, warum Google Wave als eigenständiges Produkt generiert hat, anstatt dieses als recht gute Infrastruktur in bestehende Produkte zu integrieren. Google Docs wäre perfekt für den Dokument-Aspekt von Wave. Google Groups könnte den Diskussionsaspekt herausstellen. Im Video gab es einen netten Aspekt, wie eine Blogpostkommentardiskussion als Wave synchronisiert wurde; ähnlich stelle ich mir das bei anderen Diensten vor. Und anstatt einer eigenen Wave-Inbox fände ich das dann sinniger, die Wave-Inbox in Google Mail als alleinige, zentralisierte Inbox von neuen oder geänderten Dingen, u.a. auch E-Mail zu integrieren. So bleibt alles erstmal ein gegenseitig abgeschlossener Silo, auch Wave als eigenständiges Produkt. Ich finde das schade. Die Federation ist doch einer der genialen Aspekte daran.
Andererseits ist es ja noch nicht mal eine Beta2; vielleicht ändert sich da noch einiges. Und bei einer reinen Verbesserung entginge ihnen vermutlich auch einiges an dem derzeitigen Hype aus dem Digerati-Camp.
Mir fällt auf, dass ich mein bevorzugtes Wave sehr viel mehr als verbindende Technologie wie in den 90ern Microsofts OLE oder Apples OpenDoc wahrnehme, die eine Betitelung als „Infrastruktur“ natürlich sehr nahe legen. Aus dieser Sichtwarte kann ich Wave irgendwie nicht als eigenständiges Produkt ernst nehmen. Aber vielleicht gelingt das anderen mehr.
Hallo Tim,
Das sehe ich auch so. Man sollte es nicht mit E-Mail vergleichen. Es ist viel mehr Messenger als Mailer. Und es ist sogar noch radikaler als Chat, weil Teilnehmer gleichzeitig an der gleichen Stelle in den Inhalten herumfummeln können. Es gibt ja auch keine Sender und Empfänger, sondern nur noch synchron oder asynchron Anwesende.
Ich vermute, Google wollte da einfach für Wirbel sorgen, indem sie es als Nachfolger für E-Mail deklariert haben. Es kann E-Mail jedoch nicht auf technischer Ebene ersetzen, weil es technisch einfach ganz anders konzipiert ist. Was ich mir allerdings vorstellen kann, ist, dass unter den Usern bei der Alltagskommunikation ein allmählicher Wandel von der E-Mail zum Messaging stattfindet. Gerade jüngere User empfinden Messaging viel vertrauter und natürlicher. Insgesamt kann ich mir vorstellen, dass E-Mail mehr und mehr zum Medium für "offizielle Kommunikation" wird (Stichwort De-Mail), während Messaging die normale Alltagskommunikation abdeckt. Mir geht es jedenfalls häufig so, dass ich beruflich mit entfernten Leuten Details absprechen muss, und da wandern dann oft zwanzig, dreißig kleine Mails am Tag hin und her. Da wäre eine Messaging-Lösung wie Wave wesentlich effizienter.
Ja, die Definitionsfrage ist durchaus noch ein Problem. Was aber wohl auch an falschen Heilserwartungen liegt. Man kann Wave zur Kontaktpflege nutzen, man kann es für öffentliche oder halböffentliche Diskussionen nutzen usw. Dennoch denke ich, dass die Leute ihre Online-Kontaktpflege auch weiterhin lieber mit Facebook & Co. betreiben werden und in Blogs oder Foren diskutieren. Wave ist einfach eine moderne Form von Messaging. Was es Jabber voraus hat, ist ein mächtiger Antreiber (Google), eine anfängliche Lösung auf breiter Basis (Google Wave Web-Client, nutzbar mit Google-Konto), und eine angeheizte Entwicklergemeinde. Ob das genügt, um irgendwann ICQ zu verdrängen, weiß ich nicht. Mir ist es jedenfalls wesentlich sympathischer.
viele Grüße
Stefan Münz
hey cooler beitrag! habe ihn mit großem interesse gelesen.
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