Warum bei Wikidot?

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Es könnte ja auch ein eigener Server sein, mit Wordpress und eigener de-Domain, so wie bei der Mehrzahl jener Blogger, die über die nötigen Kenntnisse verfügen. Einige, die meine SELFHTML-Vergangenheit kennen, können vermutlich nicht einmal verstehen, wie so jemand überhaupt irgend eine Form von anwendungs-basiertem Content Management verwendet. Mit Stylesheets und einem einfachen, PHP-basierten Template-System könnte man schließlich frei von allen Zwängen großer (und manchmal lahmer) Webanwendungen publizieren.

Dieser Beitrag ist eigentlich die Antwort auf eine Frage, über die ich neulich zufällig gestolpert bin, und die mir aber nicht direkt gestellt wurde: Warum wikidot.com? Alternativen? Auch wenn ich den Zweck der Frage nicht ganz verstehe, so finde ich sie doch interessant genug, um sie als Anlass zu nehmen, ein paar Worte über meine „Existenzform“ im Web zu verlieren. In der Annahme natürlich, dass einige Leser vor vergleichbaren Fragestellungen stehen, sei es persönlich oder beruflich.

Zunächst einmal ist zu sagen, dass Webkompetenz nie als Projekt mit einer festen, unverrückbaren Heimat im Web konzipiert war. Ich wollte einfach nur weiterhin im Netz publizieren, aber zwanglos. Deshalb kein eigener Server, keine eigene Domain, keine großen Eigenentwicklungen. Ich habe ja auch eine Menge herumexperimentiert, zwischendurch auch mal alles ganz auf sich beruhen lassen, und heute verteilt sich Webkompetenz auf verschiedene Formen der Sichtbarkeit (Wikidot, Facebook, Twitter usw.).

Und warum Wikidot? Weil ich mich auch nicht so richtig entscheiden kann, in welcher Form ich eigentlich publizieren will. Bloggen gehört dazu, aber durch ein reines Blog würde ich mich zu sehr eingeschränkt fühlen. Deshalb habe ich das ehemalige Webkompetenz-Blog auf blogspot.com auch wieder aufgegeben. Mit anderen Leuten im Rahmen eines thread-fähigen Forums diskutieren gehört für mich ebenfalls dazu. Doch das alleine ist ebenfalls nicht die geeignete Form, wie ich herausgefunden habe. Deshalb habe ich auch die ehemalige Webkometenz-Google-Gruppe wieder aufgegeben. Und dann möchte ich außerdem ein paar Texte veröffentlichen, die man weder bloggen noch posten noch tweeten kann, möglichst unkompliziert, ohne Redaktions-Backend und all solchen Kram. Deshalb, so fand ich heraus, ist für mich ein Wiki am besten, das aber nicht einfach nur ein Wiki ist, sondern eines, das man ähnlich wie in vielen Blog-Systemen individuell anpassen kann, innerhalb dessen man ein vollwertiges Blog einrichten kann, in das ein thread-fähiges Forum eingebaut ist, und das über hinreichende Schnittstellen zu anderen Web2.0-Services verfügt. Also etwa die Möglichkeit, Feeds in frei gestaltbarer Form wiederzugeben, oder Gadgets einzubetten. Inklusive einer skalierbaren Rechteverwaltung für eventuelle Co-Autoren und user generated Content, inklusive Besucherstatistik, inklusive ordentlicher Volltextsuche, sogar über Forumspostings, inklusive der Möglichkeit, Kampagnen mit Unterstützerlisten anzulegen, oder beliebige Formulare mit FormMail-Funktion. Und bei alledem sollte am Ende auch noch einigermaßen valides und sinnvolles HTML herauskommen. So, jetzt möge man mir Alternativen zu Wikidot nennen :-)

Mittlerweile lasse ich mir die Sache auch etwa fünf Dollar im Monat kosten, damit meinen Lesern nicht hin und wieder Werbung eingeblendet wird (bin ja nicht GamersGlobal, gell?), und damit ich beruhigende 10 Gigabyte Speicher für meine Nutzdaten habe. Ich hoffe auch, dass einige der knapp 400.000 Wikidot-Account-Inhaber das Gleiche tun. Denn Wikidot Inc. ist nicht Google, sondern eine kleine Firma, die ehrliche Einnahmen für ihre Entwicklungsleistung und für das Unterhalten der Serverstruktur verdient hat.

Wer nun aber doch nicht so auf Wikifarmen und hosted Services steht, sondern lieber seine persönliche Pizzaschachtel im Server-Rack bevorzugt, muss deshalb nicht ohne die Wikidot-Software auskommen. Denn diese wird auch als OpenSource-Produkt vertrieben. Die Einstiegsseite dafür ist wikidot.org. Die Anwendung ist in PHP geschrieben und läuft auf Unix-/Linux-Systemen, erfordert allerdings einige andere Software-Produkte. Neben PHP 5.2 oder höher sind das etwa PostgreSQL 8.3, ein Lighttpd-Webserver 1.4 oder 1.5, ImageMagick und LaTeX. Wer es genau wissen möchte, kann es im Installation Guide nachlesen.

In den mittlerweile zweieinhalb Jahren, die ich Wikidot kenne und nutze, habe ich jedenfalls nur wenig Enttäuschendes oder Ärgerliches erlebt. Zu den wenigen enttäuschenden Dingen zählt die Tatsache, dass die Benutzeroberfläche von Wikidot bis heute nur in Englisch und Polnisch verfügbar ist. Deshalb steht unter Blog-Artikeln beispielsweise Add your comment statt Kommentar schreiben. Die meisten Leser können damit sicher leben, doch eine ordentliche Lokalisierung wäre einfach professioneller. Zu dem Lob im Wikidot-Artikel von 2007 stehe ich aber auch heute noch.

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