Google läutet die Chrome-OS-Sync-Ära ein

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Google Chrome 3.0 hat den Status einer Final Version noch nicht erreicht, da geht der Browser im Entwickler-Stadium bereits in Runde 4. Das wichtigste neue Feature dabei ist die Bookmark-Synchronisierung, die es ermöglicht, dass man auf unterschiedlichen Rechnern mit Chrome-Installationen stets auf den gleichen Bookmarkbestand zugreifen kann. Die Funktion an sich ist nicht unbedingt revolutionär, und die gegenwärtige Umsetzung bedarf noch einiger Erläuterungen. Aber die neue Funktion markiert einen wichtigen Punkt, genaugenommen sogar eine neue Ära: die Sync-Ära zwischen Desktop und Cloud. Und sie ist der Beginn des Wandels vom Browser Chrome zum Betriebssystem Chrome OS.

Wer das alles mal ausprobieren möchte, muss zunächst den Google-Chrome-Browser downloaden. Dabei erwirbt man die derzeit stabile Final-Version. Als nächstes muss man in den Entwickler-Kanal wechseln, um die aktuellen Zwischenversionen von Chrome zu erhalten. Dazu benötigt man den Google Chrome Channel Changer, ein kleines Dialogprogramm.

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Die unterste Option im Channel Changer bewirkt, dass sich Chrome immer automatisch mit der neuesten Zwischenversion aktualisiert

Um innerhalb von Chrome zu überprüfen, welche Version man aktuell benutzt, wählt man aus dem Werkzeug-Menü oben rechts den Eintrag Info zu Google Chrome. Um die Bookmark-Synchronisierung testen zu können, muss bei der Version vorne eine 4 stehen. Wenn Chrome nicht aktuell ist, wird eine Schaltfläche zum Aktualisieren angeboten. Nur wenn man im Channel Changer die unterste Option gewählt hat, wird auf die neueste Entwickler-Zwischenversion aktualisiert.

Als nächstes muss Chrome beim Programmstart mitgeteilt werden, dass er die Sync-Funktion benutzen soll. Anstelle einer INI-Datei wird das bei Chrome unix-typisch über Kommandozeilenparameter gelöst. Unter Windows klickt man zum Bearbeiten des Programmaufrufs mit der rechten Maustaste auf das Symbol, das man zum Starten des Browsers üblicherweise anklickt, und wählt aus dem Kontextmenü den Eintrag Eigenschaften. Im Dialogreiter Verknüpfung muss man im Feld Ziel ein Leerzeichen und dann die Zeichenfolge —enable-sync (zwei Minuszeichen am Anfang) an den Pfad zur Programmdatei anhängen. Beim nächsten Start von Chrome über das so bearbeitete Symbol findet man dann im Werkzeug-Menü des Browsers den neuen Eintrag Sync my bookmarks.

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Um die Bookmark-Synchronisierung nutzen zu können, benötigt man einen Google-Account

Im Dialog, der beim Aufruf erscheint, gibt man die Logindaten seines Google-Mail-Accounts ein (Google-Apps-Accounts werden derzeit noch nicht unterstützt). Nach erfolgreicher Anmeldung wird die Erstsynchronisierung gestartet. Dabei werden die aktuell im Browser gespeicherten Bookmarks an den Server übertragen. Die Bookmarks werden jedoch nicht, wie man annehmen könnte, im Google-Service Bookmarks gespeichert, den man automatisch mit jedem Google-Account nutzen kann. Stattdessen gelangen die synchronisierten Bookmarks in Google Docs, das ja auch mit jedem Google-Account nutzbar ist.

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Die Bookmarks erscheinen in der Ordnerstruktur von Google Docs

Der Grund für diesen Ablageort ist, dass die Bookmarks im Browser hierarchisch in Ordnern gespeichert sind. Der Online-Bookmark-Service von Google verzichtet jedoch auf Ordner und bietet nur die Verschlagwortung als logisches Sortierkriterium an. Google Docs kennt dagegen eine Ordnerstruktur. Man kann das natürlich als unprofessionelle Notlösung interpretieren. Doch man kann es auch spannender betrachten: nämlich als weiteres Anzeichen dafür, dass Google Docs nach und nach zu einer Online-Festplatte (Stichwort GDrive) umgebaut werden wird, künftig also beliebige Daten speichern kann. Aus dieser Perspektive ist es durchaus der richtige Ablageort. Die Bookmarks stellen aus Google-Docs-Sicht einen neuen Datentyp dar. Beim Anklicken wird ein Bookmark ausgeführt. Andere Aktionen sind nicht möglich. Im Klartext bedeutet das: in Google Docs werden die Bookmarks nur client-unabhängig gespeichert. Das Erstellen und Organisieren der Bookmarks erfolgt ausschließlich im Browser.

Die Sync-Funktion zeigt also, wohin die Reise bei Google geht. Im geplanten Google Chrome Betriebssystem, dessen erste Version bereits 2010 kommen soll, wird das Syncrhonisieren von lokalen Daten und Daten auf dem Server sicherlich eine zentrale Rolle spielen, egal ob es sich um Bookmarks, Texte, Grafiken, Multimedia oder Programmier-Ressourcen handelt. Dass Google Docs zu diesem Zweck als serverseitiges Ablagesystem ausgebaut wird, ist durchaus zweckmäßig.

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