Klarmachen zum Ändern

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Der Slogan Klarmachen zum Ändern ist im deutschsprachigen Netz derzeit häufig zu vernehmen. Es ist der Haupt-Slogan der Piratenpartei für die Bundestagswahl am 27. September 2009. Ein Wahl-Slogan, der von vielen Netzbürgern endlich nicht mehr als leere, sinnentleerte Hülse empfunden wird, sondern als kämpferisches Kürzel zur schnellen Verständigung.


Klarmachen zum Ändern, Werbespot der Piratenpartei

Der viel beachtete Artikel Die Meinungsfreiheit als Sondermüll auf Udo Vetters LawBlog arbeitet sehr gut heraus, was genau geändert werden soll. Nämlich der immer unverhohlenere „deutsche Saubermann“, dieses nur allzu bekannte geschichtliche Geschöpf. Es wächst wieder, aber nicht da, wo als nächstes das Internet „gereinigt“ werden soll, nicht bei den extremistischen Glatzköpfen mit ihren Springerstiefeln. Die sind viel zu unsympathisch. Nein, es wächst dort, wo diese ganze „Internet-Bereinigungslehre“ ausgebrütet wird: ganz leicht rechts von der Mitte, da, wo das Wertkonservative unbemerkt in reinen Sicherheitswahn und bloße Besitzstandswahrung umgekippt ist und mit angeblich christlicher Tugendhaftigkeit gekreuzt wird. Repräsentiert durch Politikerfiguren wie von der Leyen oder Schäuble, und erkennbar an einer Lebensweise, in der vor allem Materielles zählt, Eigentum streng überwacht und das ganze Leben versucht wird unter Versicherungsschutz zu bringen. Dort, wo nichts dem Zufall überlassen wird, und wo der Schmutz keine Chance hat.

Es ist derzeit tatsächlich so, dass die Piratenpartei die einzig ernstzunehmende politische Interessensvertretung der neuen, vernetzten Lebenswirklichkeit ist. Die Grünen bestehen leider nicht nur aus Julia Seeliger, sondern auch aus vielen technikfeindlichen Sozpäds, die das Internet nur in Form von Elektronik-Smog wahrnehmen. Die SPD ist so hilf- und orientierungslos, dass es keiner weiteren Kommentare bedarf. Die Linke versucht zwar, die Interessen der Netzbürger zu thematisieren. Bei Themen wie der dringend erforderlichen Urheberrechtsreform gibt es auch Überschneidungen. Doch die neuen, auf freiberuflich-kollaborativem und eigenverantwortlichem Engagement basierenden Wirtschaftsvorstellungen der Piraten passen einfach besser zum Netz als gewerkschaftliche Blockbildung. Es ist der Unterschied zwischen Schwarmintelligenz und Sozialismus, der die Piraten und die Linken trennt. Die Liberalen sind flexibel genug, um wenig Probleme mit dem geistig-kulturellen Wandel zu haben, der sich im Zuge der Vernetzung vollzieht. Viele Liberale sind auch sehr netz-affin. Allerdings gehören sie eher selten zu den Netzaktivisten. Und ihr Interesse fürs Netz ist auch eher das Interesse für einen neuen, spannenden Wirtschaftsraum, das schnell erlischt und sich in vornehme Ignoranz wandelt, wenn sich das „Geschäftsmodell“ nicht einstellen will.

klarmachen-zum-aendern.de ist also die Domaine der Piraten, und der Link führt folgerichtig zu deren Website. Schön, dass es nicht dabei bleibt. Ganz netzgerecht wuchern im Verborgenen die Subdomains — musik.klarmachen-zum-aendern.de, oder hessen.klarmachen-zum-aendern.de. Hoffen wir nur, dass sich noch mehr ändern wird als die Musik und Hessen!

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