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Während die Verlage um ihre Pfründe und Politiker um die Kontrolle über das Web kämpfen, geht der web-bedingte Strukturwandel weiter. Ein wichtiger Grundpfeiler für den Erfolg des Web war und ist offen dokumentierte und meist auch sehr frei einsetzbare Software, OpenSource. Diesem Begriff wurde irgendwann der zumindest ansatzweise bekannte Begriff Open Content zur Seite gestellt. Mittlerweile taucht eine weiterer angelehnter Ausdruck auf: Open Science. Thematisiert wird er aktuell im Blog-Artikel Open Science im Web 2.0 von Joachim Wedekind.
Bei Open Science mag man zunächst ebenfalls an Open Content denken, also daran, dass es zeitgemäß und demokratisch-aufklärerrischen Standpunkt aus rechtens wäre, wenn alle wissenschaftlichen Publikationen frei im Internet verfügbar wären, statt in irgendwelchen Staatsbibliotheken zu verschimmeln, wo nur ein paar „Eingeweihte“ Zugang erhalten. Doch Open Science betrifft nicht nur die die freie Verfügbarkeit wissenschaftlicher Forschungsergebnisse. Es soll auch die Transparenz wissenschaftlicher Forschung bedeuten. Im Englischen gibt es dafür bereits den wikipedia-würdigen Ausdruck Open Research, also „offene Forschung“. Der entsprechende Wikipedia-Artikel ist momentan jedoch noch als stark überarbeitungsbedürftig gekennzeichnet, wohl eben aus dem Grund der bislang noch sehr begrifflichen und lexikalischen Unschärfe.
Hat der Ausdruck also einen Sinn, oder ist er letztlich nur eine Wortspielerei? Es geht dabei jedenfalls nicht um ein Infragestellen empirischer Forschung. Schließlich gehört es zu den Grundsätzen jeder modernen Wissenschaft, Methodik und Zielsetzungen offenzulegen, und Publikationen, die das nicht tun, gelten schlicht als unwissenschaftlich. Die weiterreichenden Forderungen nach Open Science und Open Research beziehen sich eher auf die Kommunikation von Forschungsaktionen. Also nicht: „wir haben dies und das versucht herauszufinden und sind dabei so und so vorgegangen“, sondern: „wir haben vor, dies und das herauszufinden und möchten dabei so und so vorgehen“. Und das im offen zugänglichen Internet an geeigneten Orten, beispielsweise dafür eingerichteten Forschungs-Wikis.
Das ist ein gewaltiger Unterschied zur bisher üblichen Praxis. Denn so könnte bereits im Vorfeld von Versuchen offen über deren Sinnhaftigkeit oder über verdeckte Gründe von Vorgehensweisen diskutiert werden. Möglicherweise könnten im Verlauf einer solchen Diskussion zielführendere oder aussichtsreichere Vorgehensweisen, Versuchsanordnungen oder Fragestellungen definiert werden. Normalerweise nicht dokumentierte und schon gar nicht im Vorfeld festgehaltene Parameter wie „wir brauchen für eine signifikante Verifikation mindestens 200 lebende Feldmäuse“ könnten im Fall einer völligen Offenlegung kritisch hinterfragt werden.
Open Research widerspricht damit vehement der anerzogenen Eitelkeit und dem traditionellen Selbstverständnis des Wissenschaftlers bei seiner Arbeit. Die Forderung nach völliger Transparenz bereits im Stadium des Vorhabens und während Versuchslaufzeiten wirft die Frage auf, ob die wissenschaftliche Forschung davon insgesamt profitieren würde, oder ob dabei jegliches „Genie“ durch kollektives Zerreden bereits im Keim erstickt wird. Ungeklärt ist weiterhin, welche demokratischen Prozesse es geben soll, die Konflikte lösen sollen. Denn wenn ein Vorhaben konträr bewertet wird, muss irgendwie letztgültig entschieden werden, ob und wie das Vorhaben durchgeführt werden kann.
Die Forderung nach totaler Transparenz bereits im Entstehungs- und Vorgehens-Stadium von Forschung erscheint angesichts vorbildlicher Entwicklungen wie im Bereich OpenSource-Software oder offenen Inhalten nur folgerichtig. Dazu sind allerdings zwei wichtige Aspekte erforderlich:
- Es muss eine soziale Kultur innerhalb des Forschungsbetriebs und der ihn umgebenden Öffentlichkeit geschaffen werden, innerhalb der Transparenz produktiv funktionieren kann. Es kann beispielsweise nicht Sinn der Sache sein, dass Forschung durch ideologische Vetos blockiert wird.
- Es müssen technische und organisatorische Standards und Verfahren gefunden werden, an die sich alle, die an einem solchen Transparenz-Diskurs teilnehmen wollen, halten müssen. So wie es im OpenSource-Bereich Lizenzen, Verfahren zur Versionenkontrolle oder Definitionen für zwei- oder mehrgleisige Weiterentwicklungen eines Produkts (Forks) gibt, müsste es auch bei Open Science / Open Research vergleichbare Klarheiten geben.
Abschließend noch drei Links zum Weitergrübeln:
open content ist ein ganz wichtiges Kriterium bei der Suchmaschinenoptimierung. Voraussetzung: Er muss unique, als einzigartig sein. Mittlerweile gibt es diverse content provider, die jede Art von Texten anbieten. Sowohl Pressemitteilungen, Artikelbeschreibungen, Blogartigkel, als auch SEO-Texte.
http://www.content.de/lexicon/open-content-150.html
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