12 Aug 2011 07:22
Die nachfolgenden Rechenbeispiele sind erstens arg theoretisch, zweitens nur so genau wie Pi mal Daumen, und drittens berücksichtigen sie viele Faktoren gar nicht — zum Beispiel, dass es nicht nur Download-Traffic, sondern auch Upload-Traffic gibt. Dennoch stimmen sie aber vielleicht etwas nachdenklich.
Jedenfalls sieht es so aus, als ob es nun in Deutschland nicht mehr ewig dauern wird, bis man in einem Dorf, das mit Ausbau-Priorität 1 eingestuft ist, mit LTE (Long Term Evolution, dem künftigen Standard für Highspeed-Mobilfunk) versorgt sein wird. Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, sollte es noch dieses Jahr (2011) klappen. Da kann man ja schon mal wagen zu schauen, was an Tarifen angeboten wird. Das derzeit üppigste existierende Angebot stammt von Vodafone und beinhaltet für knapp 60 Euro (mit Flatrate-Telefonie ins deutsche Festnetz knapp 70 Euro pro Monat) bei einer 50MBit/s-Verbindung 30 GB Datenvolumen im Monat. Sind diese verbraucht, wird die Verbindungsgeschwindigkeit von 50MBit/s auf 384KBit/s reduziert, also etwa auf 1/130 der angepriesenen Geschwindigkeit. 384KBit/s ist die klassische DSL-Lite-Geschwindigkeit, das Mofa unter den Kraftfahrzeugen.
Nun habe ich ja nicht vor, das gesamte Internet herunterzuladen. Aber wenn ich mit 50MBit/s ca. 6 MB pro Sekunde downloaden kann, würde ich satte 21 GB in einer Stunde schaffen. Das entspricht etwa sechs Spielfilmen in DVD-Qualität. Dann würden mir nach dieser ersten, berauschenden Stunde als Kunde des üppigen Vodafone-Tarifs noch 9 GB Volumen (zwei Spielfilme) und 719 restliche Stunden im Monat verbleiben.
Ich kann natürlich auch mal andersherum rechnen. Wenn ich konstant am Internet-Tropf hängen möchte, Tag und Nacht, bedeutet das bei 720 Stunden im Monat, dass ich pro Stunde nicht mehr als 41,6 MB an Traffic verursachen darf. Das entspricht einer konstanten Download-Rate von etwa 11,5 KB pro Sekunde, also etwas mehr, als man mit einer 64KBit-ISDN- oder einer 56er-Modem-Verbindung schafft. Nun soll ich mal nicht so unrealistisch sein, bitte. Irgendwann muss ich ja auch mal schlafen. Stimmt. Aber ich bin nicht allein. Wir haben vier Rechner und Rechnerbesitzer in unserer Familie, die alle an dieser Leitung hängen. Und diese Familienmitglieder haben zum Teil recht stark abweichende Wachphasen, so dass meistens zwischen 18 und 20 Stunden am Tag mindestens ein Rechner online ist, meistens sogar zwei und nicht selten drei gleichzeitig.
Puh, ganz schön viele Rechenparameter, um den tatsächlichen Volumenbedarf zu ermitteln. Vielleicht hilft ja mal ein Blick in den Volumenverbrauch der aktuell verwendeten Fritz!Box. 40 GB weist diese für den vergangenen Monat aus, für die ganze Familie. Und das, wo wir uns jedes Anschauen eines YouTube-Videos drei mal überlegen, weil das bei unserer aktuellen DSL-Lite-Downloadgeschwindigkeit ein totaler Krampf ist. Man kann damit ein Video nicht einfach streamen - nein, man startet es, drückt Pause, lässt es weiter laden, geht Kaffee trinken, und nach 10 Minuten kann man dann 5 Minuten Video gucken. Wenn nun plötzlich alles mit mit 50MBit/s flutschen würde, dann würde sich das Nutzungsvolumen in der Familie sicher gleich mal verdreifachen (und das ist wahrscheinlich noch eine beschönigende Schätzung). Der Familienbedarf würde also bei mindestens 120 GB im Monat liegen (wahrscheinlich noch deutlich höher) und wäre demnach mindestens vier mal so hoch, wie der üppigste aller gegenwärtigen LTE-Tarife an Volumen beinhaltet.
Vier mal so hoch? Vier — da war doch was … richtig. Wir haben vier Rechner im Haus — mein Notebook für unterwegs zähle ich mal nicht dazu. Da könnte man doch einfach diesen üppigen Vodafone-Tarif für jeden Rechner einzeln bestellen. Das Familien-LAN könnte man ja weiter über die alte Fritz!Box betreiben, und ins Internet könnte dann jeder mit seinem eigenen LTE-Surfstick. Hätte zudem zwei große Vorteile. Erstens gäbe es keine Streitereien innerhalb der Familie („du und dein Scheiß-Spiel sind schuld, dass wir jetzt alle wieder kriechen müssen, obwohl der Monat gerade mal eine Woche alt ist“). Und zweitens könnte man den persönlichen Surfstick auch mal mitnehmen und von unterwegs aus nutzen. Allerdings zahlt man, weil der üppigste aller gegenwärtig verfügbaren LTE-Tarife ein sogenannter Zuhause-Tarif ist, bei Nutzung außerhalb der Zuhause-Zone etwas mehr als einen Euro pro Stunde an zusätzlichen Zeittaktgebühren. Was allerdings noch verkraftbar ist, wenn man vielleicht mal drei, vier Stunden die Woche von unterwegs aus surfen will. Das aber immerhin mit LTE-Geschwindigkeit, sofern man sich in einer LTE-abgedeckten Gegend befindet. Weniger verkraftbar sind dagegen die 240 Euro im Monat, die vier der üppigsten Vodafone-Tarife kosten würden. Oder 280 Euro, wenn man über diese neue Telekommunikationsverbindung zugleich telefonieren will. Und das will man ja. Denn ansonsten müsste man noch zusätzlich den alten Telekom-Telefonanschluss weiter subventionieren. Dann lieber gleich in die neuen Technologien investieren. Stellt sich nur die Frage der Gegenfinanzierung. Oder besser gesagt, sie stellt sich nicht. Es geht einfach nicht.
Nein, ich will kein Anbieter-Bashing betreiben. Ich verstehe ja, dass Mobilfunknetze zutiefst sozialistisch sind, weil sich alle Funkzellennutzer die jeweils verfügbare Gesamtbandbreite brüderlich teilen müssen. Und die Gesamtbandbreite eines Mobilfunkmasts ist nun mal begrenzt. Man könnte natürlich 10 Masten statt einen hinstellen. Aber erstens würde das fast so viel kosten wie - keine Ahnung - 100 Meter Straße? Und zweitens könnte man dann die Strahlenbelastung wohl schon mit bloßem Auge erkennen. Und das will ja nun wirklich niemand, dass man die Strahlenbelastung sehen kann.
Ganz ehrlich: wenn Vodafone heute anrufen würde, um mir mitzuteilen, dass LTE nun verfügbar wäre bei uns, und ob wir Interesse an einem der Vodafone-Tarife hätten - ich würde wahrscheinlich verzweifeln und sagen „ich weiß nicht“.
Sehr schöne Rechnungen hast du da angestellt. Die schnellen LTE-Tarife machen wirklich nur Sinn, wenn man das Internet nicht so häufig nutzt, nur dann macht eben kein schneller Internetanschluss Sinn…ein Teufelskreis. Man kann nur hoffen, dass die Volumenbegrenzungen von o2, Vodafone und Telekom irgendwann ohne einen Nachteil für alle Nutzer irgendwann gelockert werden. Bei den UMTS-Flatrates waren diese Trafficbegrenzungen irgendwann ja auch noch niedriger.
Theoretisch bringt LTE mit 50 Mbit/s nur denjenigen etwas, die selten in's Internet müssen, aber wenn sie mal drin sind auf schnelle Downloads angewiesen sind - das wird eher selten der Fall sein denke ich.
Als Wireless ISP / Internetanbieter mal aus dem Nähkästchen geplaudert: Wir haben viele
Kunden, die 30 GB an einem _Tag_ schaffen und _NIEMANDEN_, der unter 30 GB/Monat bleibt. In Zeiten von Youtube, Flash, Werbung und Onlinespielen ist das einfach normal geworden.
Mobilfunk ist prinzipbedingt (durch große Funkzellen) keine Technologie um eine vernünftige Internetversorgung zu bieten. Nicht umsonst sagen seriöse Anbieter, das es maximal mit einem DSL-3000 zu vergleichen ist und selbst das bezweifle ich, nachdem man die UMTS-Marketing-Lügen ("bis zu 7.2mbit") in der Praxis kennenlernen konnte…
Dazu kommen häufige automatische Updates, etwa beim Chrome-Browser, bei Antivirenprogrammen oder bei neueren Betriebssystemen. Dann die laufende Syncerei via Dropbox. Oder die Verlagerung von ganzen Fotosammlungen, Videosammlungen und Musiksammlungen in die Cloud. Weiterhin intelligente, internet-fähige LAN-Geräte wie Internetdrucker, Wohnzimmer-Homeserver. Dazu kommt, dass heute, vor allem abseits der Ballungsräume, da wo Haushalte noch nicht aus 1,5 Personen bestehen, sondern eher aus 3,5 Personen, auch mehr Benutzer am selben Anschluss hängen. Und gerade Kinder und Jugendliche sind oft die verbrauch-intensivsten User, weil sie viel mehr mit Multimedia und Online-Games rum machen als ihre Eltern.
All diesen neuen Realitäten werden monatliche Volumengrenzen im Gigabyte-Bereich nicht mehr gerecht. Der Datenverbrauch hat sich nun mal verhundertfacht allein in den letzten vier, fünf Jahren. Die Technik, um das alles zu bewältigen, ist hardware-seitig ebenfalls da. Das einzige, was alles verhindert, ist der sogenannte liberalisierte Markt, der eigentlich für mehr Innovation und Wirtschaftskraft sorgen soll. Tatsächlich aber denkt dieser Markt einseitig in kurzen Profiten (kein Manager plant länger, als er voraussichtlich in einer Firma bleiben wird, und das sind bei Profi-Karrieristen maximal drei, vier Jahre). Langfristige, nachhaltige und eher volkswirtschaftlich relevante Ziele sind vollkommen uninteressant. Und die politischen Machthaber überlassen solchen Strategen die Alleinentscheidung darüber, wann wo und ob überhaupt irgendwo infrastrukturell irgendwas ausgebaut wird.
Hier bei uns auf dem Lande ist alles ganz schrecklich, nicht mal LTE soll hier angeboten werden.
Ich habe einen Vertrag mit einem lokalen Funknetz, das so recht als schlecht eine Grundversorgung bietet, aber oft auch heftige Aussetzer hat.
Grad wenns regnet, und das tuts häufig grade, ist es oft sehr schlecht.
Diese ganze LTE-Geschichte empfinde ich als blanken Hohn.
Netz in Vorpommern
Aufm Lande biste eh in den Hintern gekniffen, bei Kommunikation (Internet), bei Verkehrsanbindungen etc.
Die Augenauswischerei mit LTE ist mit dem Rufbus vergleichbar- ein Feigenblatt der Politik. Nur solln wir alle in die Ballungszentren Ziehen? Verwandte von mir wohnen in der Großstadt, da überbieten sich alle Anbieter in Bandbreite und unterbieten sich im Preis. Ich kenne Orte in Sachsen- Anhalt, da wird ernsthaft überlegt, die Straßenbeleuchtung abzuschalten, weils für die paar Hanseln nicht mehr lohnt u. Reparaturen im Trinkwasser- u. Energienetz sind nur noch Flickschusterei aus vorgenanntem Grund.
Verwendet man Mail-Programme (möglicherweise auch für IMAP-Postfächer), verschiedene Messenger (Hotmail, Skype, ICQ, etc.), dann hat man evtl. relativ viel Datenaustausch, ohne daß brauchbare Information übertragen wird. Die Programme prüfen in einem teilweise vorgegebenen, teilweise einstellbaren Zeitraum ob neue Nachrichten auf dem Server verfügbar sind. Hat man einen Rechner den ganzen Tag am Netz hängen (evtl. auch Nachts) und mehrere solche Programme geöffnet, braucht man keine einzige Nachricht zu erhalten und hat trotzdem schon einen recht großen Datenaustausch - für jedes Programm sinngemäß: "Gibt's was Neues" - Antwort (vom Server): "Nö". Je nach Programm und Nachrichtenformat sind Anfrage und Antwort natürlich anders formuliert und insgesamt länger (evtl. auch verschlüsselt). Fragt ein Programm nun in regelmäßigen Abständen am Tag nach, dann ergibt sich alleine aus diesen Abfragen schon ein beachtlicher Traffic.
Meine Erfahrung ist, dass man schnelles Internet nur braucht um sich Sachen herunterzuladen oder online zu spielen.
Websiten gehen auch mit normalen DSL einigermaßen.
Wenn der Spaß nun aber im Traffic begrenzt ist, dann ist der Sinn vom schnellen Internet schon wieder aufgehoben.
Man muss aber auch betrachten, dass die Netzbetreiber ja irgendwie Gewinne einfahren wollen, damit auch neue Masten LTE bekommen können.
Ich denke daher es ist am besten zu warten.
Ja sehr schön.
Da gibts nicht mehr viel zu sagen; die Rechnung stimmt und geht auf - für die Konzerne, für wen auch sonst. Erklärt mal wieder einmal mehr, warum sich in den Foren alle möglichen Leute haufenweise über gedrosselte Leitungen beschweren.
Die Abzocke bleibt immer dieselbe. Solange es um Kommunikation in "notdürftigen" Gebieten geht, wird kräftig draufgeschlagen; große Verträge, große Namen - heiße Luft und Bluff.
Ich stimme da zu: schön gerechnet (wer denn jetzt? ;-)
ohja…das musste ich mal einen ganzen Tag lang dem VF-Mitarbeiter erklären warum wir im Büro mit 5 Leuten ganz sicher kein LTE mit 50GB Prellbock brauchen…der war ziemlich hartnäckig aber nachdem ich eine ähnliche Rechnung angestellt wusste der gar nichts mehr drauf zu sagen…nepper, schlepper, bauernfänger…LTE ist m. M. n. ziemlich großer Schrott
Dem kann ich nur zustimmen. Hier auf dem Land gibt es für uns nur LTE und das auch nur von O2. Die Beschränkung liegt hier bei 10 GB Volumen pro Monat. Der office tarif für Selbständige hat immerhin 12 GB und wird nur auf 348 kb/s gedrosselt, während die O2go Tarife (50 mbit down / 25 Mbit up) auf 64 kb/s gedrosselt werden. Ich bin auf Anhieb in den Goldstatus von =2 gerückt, da ich jetzt 5 verträge habe, um zumindest mit 50 GB einigermassen über die Runden zu kommen. Inständig hoffe ich darauf, das das Volumn irgendwann mal angehoben wird. Kleiner Lichtblick kam letzte Woche von der Telekom, das es wohl ab April Ausbaumassnahmen geben wird. aber ob die bis zu uns reichen, wer weiß. Schnelles LTE ist der Burner, aber diese Volumengängelung ist echt brachial.
Mit LTW ist der Ping ist recht ok unter 100, aber sobald eine zweiter Rechner auch nur daran denkt ins Internet zu gehen, schießt der Ping auf 2000.
Dann mach doch einfach kein Ping
Mittlerweile ist das neue Thema 5g, jedoch immer wenn ich in Deutschland unterwegs bin, habe ich oft nicht mal Empfang um ein Telefonat zu tätigen?!
So viel Zeit verschlafen! Deutschland ist ein Internet-Entwicklungsland.
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